Knöcherne Anatomie des Schultergelenks


Das Schultergelenk ist ein typisches Kugelgelenk, das vom Humeruskopf und der Gelenkfläche des Schulterblatts gebildet wird. Die Gelenkfläche des Schulterblatts stellt eine abgeflachte, birnenförmige oder umgedrehte Kommaform dar, deren Fläche etwa 1/4 der Oberfläche des Humeruskopfs beträgt. Der Humeruskopf ist ca. 30° nach hinten vom Querdurchmesser des Ellbogengelenks gedreht, während das Schulterblatt um den gleichen Winkel nach vorn von der frontalen Körperebene abgewinkelt ist. Dadurch sind Humeruskopf und Gelenkfläche des Schulterblatts genau aufeinander ausgerichtet. Während der Bewegungen im Schultergelenk rotiert das Schulterblatt, um seine Gelenkfläche nach oben, unten, außen oder innen auszurichten, wodurch der Humeruskopf zentriert in der Gelenkpfanne bleibt. Eine Verletzung dieser Zentrierung führt zur Gefahr einer Schulterluxation.

Schlüsselbeingelenke


Das mediale Schlüsselbeinende ist am Sternoclaviculargelenk, das laterale Ende am Acromioclaviculargelenk beteiligt. Die Clavicula rotiert um ihre Längsachse und dient als Stütze für das Schultergelenk, da sie als einziger Knochen die obere Extremität mit dem Rumpfskelett verbindet. Gleichzeitig fungiert sie als Abspreizbock, um das Schultergelenk vom Brustkorb fernzuhalten und damit eine maximale Beweglichkeit zu ermöglichen.

Gelenkkapsel, Labrum und Bänder des Schultergelenks


Die Gelenkkapsel des Schultergelenks ist im Vergleich zu anderen großen Gelenken sehr weit und locker, trägt aber wesentlich zur Stabilität bei. Zusammen mit dem Labrum ist sie am Schulterblatt befestigt und wird vorne durch mehrere Bänder verstärkt: das Ligamentum coracohumerale und drei Ligamenta glenohumeralia (superior, medium und inferior). Es gibt anatomische Varianten bei Form und Lage von Labrum und Bändern, z.B. eine Öffnung zwischen vorderem oberen Labrum und Gelenkpfannenrand, die das Gelenk mit der Bursa des M. subscapularis verbindet. Manche dieser Varianten prädisponieren für Schulterverletzungen.

Das Labrum erhöht nicht nur die Gelenkfläche um etwa das 1,5-fache, sondern dient auch als Befestigungsort für die Gelenkkapsel und ihre Bänder. Durch Erhöhung des Pfannenrandes wirkt es wie ein zusätzlicher Pfeiler, der den Humeruskopf am Ausgleiten hindert. Nach Entfernung des Labrum verliert das Schultergelenk einen Großteil seiner Fähigkeit, Scherkräfte zwischen den Gelenkflächen auszugleichen, und wird deutlich instabiler.

Muskelanatomie des Schultergelenks


Die Muskeln, die auf das Schultergelenk wirken, lassen sich in drei anatomisch-funktionelle Gruppen einteilen: Muskeln des Schultergürtels, Muskeln von Brust und Rücken sowie Muskeln des Oberarms.

Muskeln des Schultergürtels: Die vier Muskeln Musculus supraspinatus, infraspinatus, teres minor und subscapularis bilden die sogenannte Rotatorenmanschette des Schultergelenks. Der Musculus supraspinatus entspringt an den Wänden der Fossa supraspinata, verläuft unter dem Akromion nach außen und setzt am großen Tuberculum des Humerus an, wobei seine Sehne mit der Rückseite der Gelenkkapsel verwachsen ist. Er ist am Abduktion des Armes bis zur Maximalgröße beteiligt, und seine Lähmung bei Verletzung des N. suprascapularis reduziert die Abduktionskraft fast um die Hälfte. Infraspinatus und teres minor entspringen von der Rückseite des Schulterblatts unterhalb seiner Spina und setzen am hinteren Teil des großen Tuberculum an. Gemeinsam führen sie Außenrotation und Extension des Armes aus. Dabei ist der Infraspinatus stärker, wenn der Arm abgesenkt ist, der teres minor, wenn der Arm erhoben ist. Der Musculus subscapularis ist der einzige vordere Teil der Rotatorenmanschette; er entspringt von der Vorderfläche des Schulterblatts, setzt am kleinen Tuberculum des Humerus an und bewirkt dessen Innenrotation. Bei abduzierten Armen führt er auch eine Adduktion und Vorwärtsneigung des Armes aus. Seine Sehne ist in die Gelenkkapsel eingewebt und stabilisiert das Schultergelenk vorne.

Der Musculus deltoideus ist der größte Muskel des Schultergürtels. Anatomisch entspringt er mit drei Portionen von Schlüsselbein, Akromion und Spina scapulae, umgreift das Schultergelenk und verläuft am Humerus herab, wo er an der Deltoidea-Rauhigkeit ansetzt. Die vordere Portion beugt den Arm im Schultergelenk, die mittlere Portion abduciert ihn, die hintere streckt ihn. Der Deltamuskel kann den Arm selbst bei Ausfall des Musculus supraspinatus bis zum Maximalwinkel abducieren, und seine Lähmung bei Schädigung des N. axillaris halbiert die Abduktionskraft.

Der Musculus teres major entspringt vom unteren Winkel des Schulterblatts und setzt am Kamm des kleinen Tuberculum des Humerus hinter der Ansatzstelle des M. latissimus dorsi an. Zusammen mit letzterem streckt, innenrotiert und adduciert er den Arm.

Muskeln von Brust und Rücken: Der Musculus pectoralis major entspringt mit zwei breiten Portionen, einer Klavikular- und einer Thoraxportion, die durch eine Furche getrennt sind. Er verjüngt sich zum Schulter hin und setzt mit seinen unteren Fasern oberhalb, mit den oberen unterhalb des großen Tuberculum des Humerus an. Aufgrund seiner Kraft stabilisiert er zusammen mit dem M. latissimus dorsi das Schultergelenk, kann aber auch zu Schulterluxationen beitragen. Es ist gezeigt, dass bei horizontaler Abduktion die unteren Fasern des M. pectoralis major bis zur Zerreißgrenze gespannt werden, und da vordere Schulterluxationen gerade bei solch ruckhaften Bewegungen auftreten, könnte die passive Zugkraft dieser Muskelfasern den unmittelbaren Auslöser darstellen.

Muskeln des Oberarms: Beide Köpfe des M. biceps brachii entspringen vom Schulterblatt. Der kurze Kopf entspringt gemeinsam mit dem M. coracobrachialis vom Processus coracoideus. Der lange Kopf entspringt etwas oberhalb des Pfannenrands – vom Tuberculum supraglenoidale und dem hinteren oberen Labrum. Seine S

Häufig gestellte Fragen

Was ist die knöcherne Anatomie des Schultergelenks?

Das Schultergelenk ist ein Kugelgelenk, das vom Humeruskopf und der Gelenkfläche des Schulterblatts gebildet wird. Die Gelenkfläche des Schulterblatts hat eine abgeflachte, birnenförmige Gestalt mit etwa 1/4 der Fläche des Humeruskopfs. Der Humeruskopf ist um 30° nach hinten gedreht, während das Schulterblatt um den gleichen Winkel nach vorn geneigt ist, so dass Humeruskopf und Gelenkfläche genau aufeinander ausgerichtet sind.

Welche Bedeutung haben die Schlüsselbeingelenke?

Das mediale Schlüsselbeinende ist am Sternoclaviculargelenk, das laterale Ende am Acromioclaviculargelenk beteiligt. Die Clavicula dient als einziger Knochen zur Verbindung der oberen Extremität mit dem Rumpfskelett und fungiert gleichzeitig als Abspreizbock, um dem Schultergelenk maximale Bewegungsfreiheit zu ermöglichen.

Wie ist die Anatomie der Gelenkkapsel, des Labrums und der Bänder?

Die sehr weite und lose Gelenkkapsel trägt wesentlich zur Stabilität des Schultergelenks bei. Zusammen mit dem Labrum ist sie am Schulterblatt befestigt und wird vorne durch mehrere Bänder verstärkt. Das Labrum erhöht nicht nur die Gelenkfläche um etwa 1,5-fach, sondern dient auch als Befestigungsort für Gelenkkapsel und Bänder, wodurch es wie ein zusätzlicher Pfeiler den Humeruskopf am Ausgleiten hindert.

Wie ist die Muskelanatomie des Schultergelenks?

Die Muskeln des Schultergelenks lassen sich in drei Gruppen einteilen: Muskeln des Schultergürtels (Rotatorenmanschette), Muskeln von Brust und Rücken sowie Muskeln des Oberarms. Zu den wichtigsten Schultergürtelmuskeln gehören Supraspinatus, Infraspinatus, teres minor und subscapularis. Der große Deltamuskel ist der größte Muskel des Schultergürtels und übernimmt Beugung, Abduktion und Streckung des Armes. Aus der Brust- und Rückenmuskulatur tragen vor allem der große Brustmuskel und der breite Rückenmuskel zur Stabilität des Schultergelenks bei.

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