Bei der Behandlung der Gicht muss man zwischen einem akuten Gichtanfall (1) und chronischer Hyperurikämie (2) unterscheiden.

1) Akuter Gichtanfall

Bei einem akuten Gichtanfall ist eine schnelle Behandlung erforderlich, um den Patienten von den Schmerzen zu befreien. Das klassische Medikament hierfür (schon von Hippokrates verwendet) ist das Alkaloid Colchicin, das aus der Herbstzeitlose gewonnen wird. Diese Substanz bindet sich mit hoher Affinität an Proteine der Mikrotubuli und beeinträchtigt damit deren Funktionen, was zu einer Verzögerung der Mitose führt (mitotisches Gift). Bei einem akuten Gichtanfall führt die Anwendung von Colchicin zur Hemmung der Reaktionen von Neutrophilen und Makrophagen. Der genaue Wirkmechanismus von Colchicin ist noch nicht vollständig geklärt, aber es führt zumindest dazu, dass die Freisetzung aggressiver, entzündungsfördernder Zytokine unterbunden wird.

Colchicin wird oral in Dosen von 0,5 mg bis maximal 8 mg eingenommen. Die Behandlung mit Colchicin ist jedoch begrenzt, da das Medikament Schädigungen des Darmepithels verursacht, dessen Zellen sich intensiv teilen und empfindlich auf mitotische Gifte reagieren. Auch die Gabe von nichtsteroidalen Antirheumatika wie Nimesulid (auch Nimesulid genannt), Diclofenac und Indomethacin ist wirksam, zusätzlich können Glukokortikoide eingesetzt werden.

2) Chronische Hyperurikämie

Bei chronischer Hyperurikämie muss die Harnsäurekonzentration im Blut auf einen Wert unter 6 mg/100 ml gesenkt werden. Dafür sind folgende Maßnahmen erforderlich:
a) Spezielle Diät: Purinreiche Lebensmittel müssen aus der Ernährung ausgeschlossen werden.
b) Verschreibung von Uricostaten zur Verringerung der Harnsäureproduktion. Allopurinol und sein im Körper angereicheter Metabolit Oxipurinol (Allopurinol) hemmen das Enzym Xanthinoxidase, das an der Synthese von Harnsäure aus Hypoxanthin über Xanthin beteiligt ist. Diese Substanzen werden gut über die Nieren ausgeschieden. Allopurinol wird oral in Dosen von 300-800 mg/Tag eingenommen; es wird gut vertragen und ist das Medikament der Wahl. Allergische Reaktionen treten selten auf. Zu Beginn der Behandlung können Gichtanfälle auftreten, die durch die Einnahme von Colchicin (1-1,5 mg/Tag) verhindert werden können.

Urikosurika wie Probenecid oder Benzbromarone (100 mg/Tag) verstärken die renale Ausscheidung von Harnsäure. Sie blockieren die tubuläre Rückresorption von Harnsäure in den proximalen Tubuli. Bei unzureichender Dosierung dieser Präparate kann die Rückresorption von Harnsäure erhalten bleiben, was dann zu Gichtanfällen führt. Urikosurika sind bei Harnsteinen kontraindiziert.

Urikolytika. Enzyme wie Uratoxidase können Harnsäure in besser lösliches Allantoin umwandeln, das dann leichter über die Nieren ausgeschieden wird. Rasburicase – eine gentechnisch hergestellte Uratoxidase – kann bei Patienten mit Neoplasien infusionsweise angewendet werden, wenn im Rahmen einer Chemotherapie mit einer vermehrten Harnsäurebildung zu rechnen ist.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Gicht?

Gicht ist eine Stoffwechselstörung, bei der es zu einer erhöhten Konzentration von Harnsäure im Blut (Hyperurikämie) kommt. Kristalline Ablagerungen von Harnsäure, vor allem in den Gelenken, führen zu schmerzhaften Entzündungen.

Wie werden akute Gichtanfälle behandelt?

Für die Behandlung akuter Gichtanfälle ist eine schnelle Schmerzlinderung das Ziel. Dafür eignet sich vor allem das Medikament Colchicin, das die Entzündungsreaktion hemmt. Auch nichtsteroidale Antirheumatika und Glukokortikoide können eingesetzt werden.

Wie wird eine chronische Hyperurikämie behandelt?

Um die Harnsäurekonzentration langfristig zu senken, sind eine purinreduzierte Ernährung sowie die Einnahme von Medikamenten wie Allopurinol oder Urikosurika erforderlich. So kann das Risiko für weitere Gichtanfälle vermindert werden.

Welche Komplikationen können bei Gicht auftreten?

Unbehandelte Gicht kann zu Gelenkschädigungen, Nieren- und Herzkreislaufproblemen führen. Daher ist eine konsequente Behandlung der Erkrankung wichtig.

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