Viele Autoren setzen das Entwicklungsmuster mit dem biologischen Alter gleich, andere stellen es mit Begriffen wie Akzeleration und Retardation auf eine Stufe. Beides ist grundsätzlich falsch. Die Morphologie betrachtet den Organismus üblicherweise im dreidimensionalen Raum und bewertet Größenmerkmale nach Höhe, Länge und Breite, lässt dabei aber die zeitliche Komponente außer Acht. Auf der modernen Ebene, wo die Welt als „Welt des Prozesses, nicht des endgültigen toten Gleichgewichts“ gesehen wird, ist es erforderlich, den lebenden Organismus im Raum-Zeit-Aspekt zu betrachten. Auf dieser neuen Ebene beginnt man, den Organismus unter dem Gesichtspunkt der ständig wechselseitig wirkenden inneren Prozesse und äußeren Faktoren während der individuellen Existenz des Individuums zu betrachten. Für lebende Organismen ist es charakteristisch, dass Lebensprozesse in verschiedenen Zeitmaßstäben ablaufen. Es ist sinnvoll, fünf Klassen dieser Prozesse zu unterscheiden: molekular (Sekundenbruchteile), physiologisch (Minuten, Stunden), ontogenetisch (Monate, Jahre), historisch (Leben mehrerer Generationen) und evolutionär (Millionen Jahre).

Variante der Entwicklung

Die Entwicklungsvariante ist ein individuelles Zeitcharakteristikum des Individuums, das die Geschwindigkeit (oder Dauer) der Wachstumsprozesse widerspiegelt. Die Entwicklungsvariante wird als prozentualer Zuwachs der Größe in einem interessierenden Zeitintervall, in der Regel ein Jahr oder ein halbes Jahr, ausgedrückt. Im Gegensatz zum „biologischen Alter“ oder der „biologischen Reife“, die den Reifezustand des Organismus zum Untersuchungszeitpunkt anzeigen, ermöglicht die Entwicklungsvariante eine Prognose der Dauer der Wachstumsperioden und des Alters bei Wachstumsabschluss.

Bei einer Beobachtung desselben Subjekts über einen Zeitraum von 2-3 Jahren ist es möglich, das Alter der sensitiven Perioden (d.h. der Perioden erhöhter Empfindlichkeit des Organismus gegenüber äußeren Faktoren, einschließlich des Trainings) vorherzusagen.

Die Bewertung der Entwicklungsvariante erfolgt bei Längsschnittbeobachtungen, wenn dem Forscher die Ergebnisse von drei bis vier im Abstand von sechs Monaten durchgeführten Messungen vorliegen. Sie wird anhand der Wachstumsintensität (WI) bewertet, die nach folgender Formel berechnet wird:

WI = (D2 – D1) / 0,5(D1 + D2) * 100

Dabei stellt D1 den ersten und D2 den zweiten Messwert dar. Die erhaltene Größe wird mit der Sollgröße verglichen. Liegt der WI unter der Sollgröße, wird die Entwicklungsvariante als gestreckt bewertet, liegt er darüber, als verkürzt, bei Übereinstimmung als normal (banal).

Die Analyse der Wachstumsintensitätskurven ermöglicht die Identifizierung von Wachstumsperioden mit ihren charakteristischen Gesetzmäßigkeiten des Wachstums und der Funktionsausbildung.

Es werden folgende Wachstumsperioden unterschieden:

  • puerile (kindliche) Periode, gekennzeichnet durch eine allmähliche Abnahme der Wachstumsintensität, mit einer Dauer von 7 bis 10 Jahren;
  • puberale (Pubertäts-) Periode, gekennzeichnet durch einen Anstieg und anschließendes Absinken der Wachstumsintensität bis zum Niveau der puerilen Periode, mit einer Dauer von 5 bis 8 Jahren;
  • juvenile (jugendliche) Periode, gekennzeichnet durch eine weitere Abnahme der WI bis zum völligen Stillstand, mit einer Dauer von 3 bis 4 Jahren;
  • mature (reife) Periode, gekennzeichnet durch den Abschluss des Längenwachstums.

Häufig gestellte Fragen

Was sind Varianten der menschlichen Entwicklung?

Die Entwicklungsvariante ist ein individuelles Zeitcharakteristikum des Individuums, das die Geschwindigkeit (oder Dauer) der Wachstumsprozesse widerspiegelt.

Wie wird die Entwicklungsvariante bewertet?

Die Bewertung der Entwicklungsvariante erfolgt bei Längsschnittbeobachtungen, wenn dem Forscher die Ergebnisse von drei bis vier im Abstand von sechs Monaten durchgeführten Messungen vorliegen. Sie wird anhand der Wachstumsintensität (WI) bewertet.

Welche Wachstumsperioden werden unterschieden?

Es werden folgende Wachstumsperioden unterschieden:
– puerile (kindliche) Periode
– puberale (Pubertäts-) Periode
– juvenile (jugendliche) Periode
– mature (reife) Periode

Wie unterscheiden sich diese Wachstumsperioden?

– Die puerile Periode ist gekennzeichnet durch eine allmähliche Abnahme der Wachstumsintensität, mit einer Dauer von 7 bis 10 Jahren.
– Die puberale Periode ist gekennzeichnet durch einen Anstieg und anschließendes Absinken der Wachstumsintensität bis zum Niveau der puerilen Periode, mit einer Dauer von 5 bis 8 Jahren.
– Die juvenile Periode ist gekennzeichnet durch eine weitere Abnahme der WI bis zum völligen Stillstand, mit einer Dauer von 3 bis 4 Jahren.
– Die mature Periode ist gekennzeichnet durch den Abschluss des Längenwachstums.

Wie können Entwicklungsvarianten bei der Sportpraxis genutzt werden?

Bei der sportlichen Orientierung ist es sinnvoll, Gruppen zu bilden, die sowohl nach Körpermaßen als auch nach Entwicklungsvariante homogen sind. Auf den Anfangsstufen des Trainings ist dies die optimale Variante, benötigt aber später eine Korrektur.

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