Arterielle Hypotonie stellt eine Verringerung des systolischen und/oder diastolischen Blutdrucks über die altersbedingte Norm hinaus dar (bei Kindern unter der 5. Perzentile). Ein vorübergehendes und mäßiges Absinken des Blutdrucks bei gesunden Menschen kann mit natürlichen Schwankungen in Abhängigkeit von der Körperposition, dem zirkadianen Rhythmus, der Nahrungsaufnahme, körperlicher und geistiger Erschöpfung oder Aufenthalt in schwül-warmen Räumen verbunden sein. Ungleichgewichte in der Aktivität der neuroendokrinen Regulationssysteme des Gefäßtonus führen in den meisten Fällen ebenfalls zu einem Blutdruckabfall.
Die physiologische arterielle Hypotonie ist ein isolierter Blutdruckabfall, der nicht mit Beschwerden und einem Leistungsabfall einhergeht. Sie kann bei hochklassigen Sportlern bei der Anpassung des Körpers an Hochgebirgs- oder tropische Bedingungen beobachtet werden. Bei niedrigem Blutdruck ohne andere Symptome sollte man an eine konstitutionelle Hypotonie denken, die eine Eigenschaft von Menschen mit ausgeprägter Parasympathikotonie ist.
Die pathologische arterielle Hypotonie (primäre arterielle Hypotonie, neurozirkulatorische Hypotonie) kann in Form einer reversibler oder anhaltender (hypotone Erkrankung) Hypotonie mit orthostatischem Syndrom verlaufen. Die symptomatische Hypotonie kann akut oder chronisch auftreten.
Behandlung der Hypotonie
Der Blutdruck hängt ab von:
- Der vom Herzen pro Zeiteinheit ausgeworfenen Blutmenge – dem sogenannten Herzzeitvolumen, das mit dem Schlagvolumen und der Herzfrequenz zusammenhängt. Das Schlagvolumen wiederum wird von der Blutzufuhr aus dem venösen System beeinflusst.
- Dem peripheren Widerstand, der vom Gefäßdurchmesser abhängt.
Bei essenzieller Hypotonie haben Patienten in der Regel keine Beschwerden. Bei Energieverlust und Schwindel wird eine Trainingung des Herz-Kreislauf-Systems empfohlen.
Die sekundäre Hypotonie entwickelt sich als Folge einer Grunderkrankung und erfordert eine Behandlung. Bei Verringerung des Herzzeitvolumens aufgrund von Herzinsuffizienz werden Herzglykoside verordnet. Bei Blutvolumenmangelversehen Plasmaersatzmittel, bei Aldosteronmangel Mineralokortikosteroide und bei Bradykardie Chollinomimetika (oder Herzschrittmacher).
Akuter Blutdruckabfall
Orthostatischer Kollaps. Beim Übergang aus der Rückenlage in die aufrechte Stellung (Orthostase) füllt das Blut die Venen der unteren Extremitäten. Der Abfall des Herzzeitvolumens wird teilweise durch Erhöhung der Herzfrequenz kompensiert; der Anstieg des peripheren Widerstands ermöglicht den Erhalt der Durchblutung der Organe. Eine Störung der orthostatischen Regulation tritt auf, wenn die Gegenregulation geschwächt ist; dabei verringert sich die Durchblutung des Gehirns, es treten Schwindel, „schwarze Flecken“ vor den Augen auf, bis hin zum Bewusstseinsverlust. Bei der sympathikotonen Form sind die sympathischen Reflexe intensiver (deutlicher Anstieg der Herzfrequenz und des peripheren Widerstands). Dies kann jedoch den venösen Rückfluss nicht kompensieren. Daher ist die prophylaktische Einnahme von Sympathomimetika nicht sinnvoll, wichtiger ist das Training des Gefäßsystems. Es gibt zwei Möglichkeiten, die venöse Rückführung zu erhöhen. Zum einen führt eine erhöhte Kochsalzzufuhr zu einem Anstieg des Blutvolumens (kontraindiziert bei Hypertonie und Herzinsuffizienz). Zum anderen könnte man mit Dihydroergotamin eine Verengung der großen Venen bewirken. Allerdings ist unklar, wie effektiv der Einsatz von α-Sympathomimetika ist. Diese Präparate sind sicher nur bei der sehr seltenen asympathikotonen Form der Hypotonie angezeigt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Hypotonie?
Hypotonie ist ein Zustand, bei dem der Blutdruck unterhalb der normalen Werte liegt. Dies kann verschiedene Ursachen haben und kann sowohl akut als auch chronisch auftreten.
Welche Symptome treten bei Hypotonie auf?
Typische Symptome von Hypotonie sind Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und Kreislaufbeschwerden wie Ohnmachtsanfälle. In manchen Fällen können die Betroffenen jedoch auch beschwerdefrei sein.
Wie wird Hypotonie behandelt?
Die Behandlung der Hypotonie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei einer primären Hypotonie ohne andere Erkrankungen können Maßnahmen wie eine erhöhte Salzzufuhr, Flüssigkeitsaufnahme und körperliches Training hilfreich sein. Bei sekundärer Hypotonie aufgrund anderer Erkrankungen muss die Grunderkrankung behandelt werden.
Wann ist Hypotonie gefährlich?
Hypotonie ist in den meisten Fällen harmlos, kann aber bei starkem Abfall des Blutdrucks zu lebensbedrohlichen Zuständen wie Schock oder Kreislaufversagen führen. Vor allem bei plötzlichen Blutdruckstürzen, z.B. beim Aufstehen, besteht dann Verletzungsgefahr durch Stürze.
Wie lässt sich Hypotonie vorbeugen?
Zur Vorbeugung von Hypotonie empfehlen sich eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Flüssigkeitsaufnahme, regelmäßige Bewegung und Stressreduktion. Zudem sollten Medikamente, die den Blutdruck senken können, mit dem Arzt besprochen werden.