Bei der Behandlung vieler Erkrankungen wird eine positive therapeutische Wirkung nur bei konstant hoher Arzneimittelkonzentration im Plasma beobachtet. Dies wird durch regelmäßige Einnahme des Präparats erreicht. Ein Überschreiten des therapeutischen Spiegels ist jedoch aufgrund der Entwicklung einer Intoxikation unerwünscht. Bei konstanter Konzentration des Wirkstoffs kann auch die Empfindlichkeit gegenüber dem Medikament abnehmen (d.h. es bildet sich eine Toleranz). Eine ständige Konzentration ist auch dann nicht unbedingt erforderlich, wenn das Arzneimittel zu einer bestimmten Tageszeit wirken soll.
Die kontinuierliche Verabreichung eines Medikaments gewährleistet eine stabile Plasmakonzentration, die von der Verabreichungsgeschwindigkeit abhängt. Dieser Aspekt wird selten berücksichtigt, obwohl die Infusionsverabreichung in der Intensivmedizinpraxis häufig verwendet wird. Bei oraler Verabreichung wird die Tagesdosis in mehrere Einnahmen (4, 3 oder 2) unterteilt. Je mehr Einnahmen pro Tag, desto konstanter ist die Arzneimittelkonzentration im Plasma.
In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass eine mehrmalige tägliche Einnahme eines Medikaments nicht gerechtfertigt ist, da Patienten eine solche ärztliche Anordnung selten einhalten (unzureichende Patientencompliance). Eine Verringerung der Konzentrationsschwankungen des Arzneimittels im Plasma wird durch die Einnahme des Präparats in einer speziellen Darreichungsform mit verzögerter Wirkstofffreisetzung erreicht: retardierte Form.
Die Geschwindigkeit, mit der der Gleichgewichtszustand erreicht wird, wird durch die Ausscheidungsgeschwindigkeit bestimmt. Der Gleichgewichtszustand wird nach drei Halbwertszeiten (t1/2) erreicht.
Arzneimittel, die langsam ausgeschieden werden und bei denen eine kumulative Wirkung beobachtet wird, müssen schrittweise in einer Aufsättigungsdosis verabreicht werden, bis ihre Konzentration einen optimalen Spiegel erreicht hat (Phenprocoumon, Digitoxin, Methadon). Durch die Erhöhung der Anfangsdosis (Aufsättigungsdosis) kann schnell eine Gleichgewichtskonzentration des Arzneimittels im Blut erreicht und dann mit Hilfe einer niedrigeren (Erhaltungs-)Dosis aufrechterhalten werden. Arzneimittel mit langsamer Ausscheidung werden nur einmal täglich verabreicht, wobei so ein Gleichgewichtszustand erreicht wird.
Veränderung der Ausscheidung während der Behandlung
Die Biotransformation und die renale Clearance des Arzneimittels können sich im Laufe der Behandlung ändern. Eine beschleunigte Metabolisierung aufgrund einer Enzyminduktion oder eine Änderung des Harn-pH-Werts führen zu einer Abnahme der Arzneimittelkonzentration im Plasma. Infolgedessen verschiebt sich das kumulative Gleichgewicht (die Gleichgewichtskonzentration nimmt ab) entsprechend der neuen Ausscheidungsgeschwindigkeit. Die Arzneimittelwirkung lässt nach oder kann ganz verschwinden. Umgekehrt führt eine verlangsamte Ausscheidung (z.B. bei fortschreitender Niereninsuffizienz) zu einem Anstieg der Plasmakonzentration bis hin zu toxischen Spiegeln.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der kumulative Effekt?
Der kumulative Effekt beschreibt, dass sich die Konzentration eines Arzneimittels im Körper bei regelmäßiger Einnahme aufbaut und stabil bleibt, solange die Einnahme fortgesetzt wird.
Warum ist ein konstanter Arzneimittelspiegel wichtig?
Bei vielen Erkrankungen ist ein konstant hoher Arzneimittelspiegel im Blut erforderlich, um eine gute therapeutische Wirkung zu erzielen. Schwankungen können die Wirkung beeinträchtigen.
Wie kann man Schwankungen der Arzneimittelkonzentration reduzieren?
Durch Aufteilung der Tagesdosis in mehrere Einnahmen über den Tag oder die Verwendung von Retardpräparaten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung können die Konzentrationsschwankungen minimiert werden.
Was passiert, wenn sich die Ausscheidung eines Arzneimittels während der Behandlung ändert?
Bei beschleunigter Ausscheidung sinkt die Arzneimittelkonzentration im Körper, was zu einem Wirkungsverlust führen kann. Bei verlangsamter Ausscheidung steigt die Konzentration bis hin zu toxischen Spiegeln an.
Wie erreicht man schnell einen stabilen Arzneimittelspiegel?
Für langsam ausgeschiedene Medikamente mit kumulativer Wirkung kann man eine Aufsättigungsdosis verabreichen, um den optimalen Spiegel schnell zu erreichen, und dann eine niedrigere Erhaltungsdosis geben.