Bei Kindern und Jugendlichen entwickeln sich die Knochen, Knorpel, Bänder und Muskeln des Kniegelenks aktiv. Die Bewegungsmechanik im Kniegelenk des Kindes ist dabei die gleiche wie bei Erwachsenen, der wesentliche funktionelle Unterschied besteht jedoch im Vorhandensein von Wachstumsfugen in den Knochen. Die distale Wachstumsfuge des Oberschenkelknochens ähnelt in Form zwei umgedrehten Fallschirmen, die beide Gelenkknorren umfassen und in der Mitte des Knochens zusammenlaufen. Die Verbindung des lateralen und medialen Knorpelanteils befindet sich im am stärksten eingebuchteten Teil der Zwischengelenkgrube, in anterior-posteriorer Richtung durchdringt sie den distalen Abschnitt des Oberschenkelknochens über die gesamte Dicke. Die Dicke der Wachstumsfuge beträgt 2-3 mm. Am medialen Rand des lateralen Gelenkknorrens, neben dem Knorpel, inseriert das vordere Kreuzband.
Anamnese und körperliche Untersuchung
Bei der Anamnese sollten die Umstände der Verletzung, Richtung und Kraft des traumatischen Einwirkens, die Position des Beines zum Zeitpunkt der Verletzung und Faktoren, die unangenehme Empfindungen verstärken, geklärt werden. Ein kontaktloser Charakter der Verletzung spricht eher für einen Riss des vorderen Kreuzbandes, vor allem wenn der Patient einen Knack beschreibt, der im Moment der Verletzung hörbar oder spürbar war. Ein Knacken kann auch eine Kniescheibenluxation begleiten. Ein Knacken bei Kontakttrauma deutet eher auf einen Meniskusriss, Kollateralbandverletzung oder Fraktur hin. Bei Riss des vorderen Kreuzbandes oder Meniskusriss sowie bei osteochondraler Fraktur tritt schnell Schwellung auf. Gelenkblockade oder Bewegungseinschränkung weisen in der Regel auf einen Meniskusriss hin. Für Bandverletzungen, einschließlich des vorderen Kreuzbandes, und Kniescheibenluxation ist eher das Gefühl eines „Durchrutschens“ im Gelenk charakteristisch, für Pathologien der Kniescheibe-Oberschenkelverbindung oder Gelenkkörper das Gefühl von Reibung der Gelenkflächen (Krepitation).
Bildgebende Diagnostik
Die Röntgenuntersuchung umfasst vier Aufnahmen: anterior-posterior, seitlich, axial (für die Kniescheibe) und im Tunnel. Mit ihrer Hilfe können pathognomonische Symptome entdeckt werden, die die Diagnose einiger Erkrankungen (Frakturen, Kniescheibenluxationen, Tumoren, Osteochondrome) erleichtern. Zusätzliche Methoden sind die Knochenszintigraphie, CT und MRT.
Spezielle Methoden
Zur Diagnose von Knorpelverletzungen wird die Palpation von Kniescheibe und Oberschenkelgelenkknorren sowie der Wilson-Test durchgeführt. Letzterer dient zum Ausschluss einer abscherende Osteochondrose des medialen Anteils des lateralen Gelenkknorrens. Das Bein wird nach innen gedreht, dann das Knie gebeugt und gestreckt. In dem Moment, in dem der interkondyläre Hügel des Schienbeins die Zone der Knorpelabhebung berührt, entsteht Schmerz, der beim Herausdrehen des Beins nach außen nachlässt. Schmerz beim Strecken des Beins bis 30° lässt mit großer Sicherheit auf eine abscherende Osteochondrose schließen. Bei Palpation der Oberschenkelgelenkknorren kann ein Knorpeldefekt entdeckt werden, da der größte Teil der Knorren nicht von der Kniescheibe bedeckt ist. Durch sorgfältige Palpation lässt sich der Bereich des Defekts oder der osteochondralen Fraktur sehr genau lokalisieren. Schmerz bei Palpation kann auch ein Hinweis auf eine Knorpel- oder Knochenprellung sein. Schmerz im vorderen Gelenkbereich bei aktiver Überstreckung und Druck auf die Kniescheibe weist auf eine deformierende Arthrose des Kniescheibe-Oberschenkelgelenks hin, und Schmerzhaftigkeit der Kniescheibenspitze ist charakteristisch für das Larsen-Johansson-Syndrom. Schmerzen im Bereich des Kniescheibenbands treten beim Sehnenscheidenentzündung (Springerknie) auf, Schmerzen und Vergrößerung der Schienbeinbugristigkeit bei Osteochondropathie der Schienbeinbugristigkeit.
Häufig gestellte Fragen
Wie unterscheidet sich das Kniegelenk eines Kindes von dem eines Erwachsenen?
Bei Kindern und Jugendlichen sind die Knochen, Knorpel, Bänder und Muskeln des Kniegelenks noch in aktiver Entwicklung. Der wesentliche funktionelle Unterschied besteht im Vorhandensein von Wachstumsfugen in den Knochen.
Wie sehen die Wachstumsfugen im Kniegelenk eines Kindes aus?
Die distale Wachstumsfuge des Oberschenkelknochens hat eine Form, die zwei umgedrehten Fallschirmen ähnelt und beide Gelenkknorren umfasst. Die Wachstumsfuge der Schlagbeinknochen (Tibia) ähnelt einer absolut flachen Scheibe, deren Mitte auf gleicher Höhe mit den Rändern liegt.
Wo befinden sich die Ansatzstellen des vorderen Kreuzbandes bei Kindern?
Bei Kindern und Jugendlichen inseriert das vordere Kreuzband vollständig innerhalb der Gelenkanteile der Epiphysen, am Schlagbein an der oberen Epiphyse und ihrer Wachstumsfuge.
Welche besonderen Untersuchungen sind bei Kindern wichtig?
Zur Diagnose von Knorpelverletzungen werden bei Kindern die Palpation von Kniescheibe und Oberschenkelgelenkknorren sowie der Wilson-Test durchgeführt. Außerdem können Stabilitätstests wie der vordere und hintere Schubladen-Test sowie der Lachman-Test Aufschluss geben.