In der Entwicklung der Pharmakologie gab es verschiedene Ansätze zur Klassifizierung von Medikamenten. Moderne Systeme sind weder exklusiv noch hierarchisch. Jede Arzneimittelsubstanz kann einer Reihe von Klassen zugeordnet werden.
Zum Beispiel kann Atropin wie folgt klassifiziert werden:
- Als unselektiver, kompetitiver Antagonist muskarinischer Rezeptoren, d.h. als muskarinischer Antagonist (basierend auf seinem Wirkungsmechanismus auf molekularer Ebene);
- Als parasympathischer Antagonist (basierend auf seiner Wirkung auf das vegetative Nervensystem);
- Als Atropin-Arzneimittel, da Atropin der Prototyp für eine Klasse von Substanzen ist;
- Als Antiulkusmedikament, da eine seiner pharmakotherapeutischen Wirkungen die Behandlung von peptischen Geschwüren ist;
- Als natürliche Arzneimittelsubstanz – ein Alkaloid aus Atropa belladonna (in Mittelalter verwendeten Frauen Extrakte dieser Pflanze, um die Pupillen zu erweitern und attraktiver zu erscheinen; „bella donna“ bedeutet auf Italienisch „schöne Frau“).
Pharmakotherapeutische Klassifizierung
Die pharmakotherapeutische Klassifizierung kann schwierig sein, da eine präzise Klassifizierung von Krankheiten nur dann möglich ist, wenn ihr Pathogenese gut erforscht ist.
Die pharmakotherapeutische Klassifizierung kann präzise sein, z.B. bei Muskelrelaxanzien, die fast ausschließlich für die Muskelerschlaffung bei chirurgischen Eingriffen eingesetzt werden, oder bei Tuberkulosemedikamenten, da der Erreger (Mycobacterium tuberculosis) gut erforscht ist.
Andererseits kann die pharmakotherapeutische Klassifizierung widersprüchlich und ungenau sein, z.B. bei essenzieller Hypertonie, da die Ursache oft unbekannt ist. Auch die Klassifizierung als „Antiarrhythmikum“ sagt wenig über das spezifische Medikament aus, da Arrhythmien sehr unterschiedliche Ursachen haben können.
Daher sollte man bei der Pharmakologie vorsichtig sein mit Schlussfolgerungen, die allein auf der pharmakotherapeutischen Klassifizierung basieren. Detaillierte Kenntnisse über Krankheiten, ihre Klassifizierung und Unterklassifizierung sind entscheidend für den richtigen Einsatz dieser Nomenklatur.
Häufig gestellte Fragen
Wie werden Medikamente klassifiziert?
Medikamente können nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden:
– Zugehörigkeit zu einer pharmakotherapeutischen Klasse, die durch den klinischen Einsatz definiert ist
– Pharmakologische Wirkung, d.h. der Typ des Effekts im Körper wie Erregung, Hemmung, Blockade, Agonismus, Antagonismus
– Wirkmechanismus auf molekularer Ebene
– Chemische Struktur oder Herkunft
Wie präzise ist die pharmakotherapeutische Klassifizierung?
Die pharmakotherapeutische Klassifizierung kann sehr präzise sein, wenn die Krankheitsursachen gut erforscht sind, z.B. bei Tuberkulose. Oft ist sie jedoch ungenau, etwa bei essenzieller Hypertonie, da die Ursachen unklar sind. Auch die Klassifizierung als „Antiarrhythmikum“ sagt wenig über die spezifischen Eigenschaften aus.
Warum sollte man vorsichtig mit Schlüssen aus der pharmakotherapeutischen Klassifizierung sein?
Die pharmakotherapeutische Klassifizierung allein lässt meist keine Rückschlüsse auf Wirkmechanismus, Nebenwirkungen oder andere Arzneimitteleffekte zu. Dafür sind detaillierte Kenntnisse über Krankheiten und ihre Klassifizierung erforderlich.