Seit jeher versuchten die Menschen, Krankheiten mit Hilfe von Arzneimitteln zu heilen. In alten Kräuterbüchern wurden die heilsamen Wirkungen bestimmter Pflanzen und Mineralien beschrieben. Der Glaube an die heilende Kraft von Pflanzen und Substanzen beruhte auf überliefertem Wissen und Erfahrung, wurde aber nicht kritisch überprüft.

Der Ursprung der Idee

Claudius Galen (129-200), ein antiker römischer Arzt, versuchte als Erster, eine theoretische Begründung für die Behandlung mit Arzneimitteln zu finden: Nicht nur Erfahrung, sondern auch eine Theorie, die die Beobachtungen und Experimente erklärt, ermöglicht eine korrekte Anwendung von Medikamenten.

Der Impuls zur Entwicklung

Theophrastus von Hohenheim, bekannt als Paracelsus (1493-1541), Arzt und Naturwissenschaftler, einer der Begründer der Iatrochemie, zweifelte an den antiken Vorstellungen über Arzneimittel und vertrat die Ansicht, dass man die wirksame Substanz in einem Medikament kennen müsse (er wandte sich gegen die sinnlos zusammengesetzten Arzneimittelgemische der mittelalterlichen Medizin). Er verschrieb erfolgreich Substanzen mit bekannter chemischer Zusammensetzung, was ihm viele neidische Feinde einbrachte, die ihn als Giftmischer beschimpften. Gegen solche Anschuldigungen stellte Paracelsus den Satz auf, der zum Axiom der Pharmakologie wurde:
„Alle Substanzen sind Gifte, die Dosis allein macht, dass etwas kein Gift ist.“
„Die Praktiker sagen, dass alles durch Erfahrung erkannt wird. Wir aber meinen, dass das Studium teilweise auf Erfahrung, teilweise auf Theorie beruht. Weder Erfahrung noch Theorie allein erlauben Entdeckungen.“

Die Entstehung der Wissenschaft

Johann Jakob Wepfer (1620-1695) führte als Erster Experimente an Tieren durch, um die heilende und toxische Wirkung von Substanzen zu untersuchen.
„Ich habe lange nachgedacht und mich schließlich entschlossen, die Ursache durch ein Experiment zu ergründen.“

Das Auftauchen des universitären Lehrfachs

Rudolf Buchheim (1820-1879) gründete 1847 das erste pharmakologische Institut an der Universität in Dorpat (dem heutigen Tartu) und führte die Pharmakologie als wissenschaftliche Disziplin ein. Er strebte nicht nur danach, Arzneimittel zu beschreiben, sondern auch ihre Wirkung auf der Grundlage ihrer chemischen Struktur zu erklären.
„Die Medizin ist eine theoretische, d.h. erklärende Wissenschaft, die dem Arzt die notwendigen Kenntnisse für eine sachgemäße Anwendung von Medikamenten vermitteln muss.“

Die allgemeine Anerkennung

Oswald Schmiedeberg (1838-1921) spielte zusammen mit seinen Schülern (von denen 12 Pharmakologielehrstühle an verschiedenen Bildungseinrichtungen übernahmen) eine große Rolle bei der Festigung des ausgezeichneten Rufs der deutschen pharmakologischen Wissenschaft. Gemeinsam mit dem Arzt Bernhard Naunyn (1839-1925) gründete er die erste pharmakologische Fachzeitschrift, die bis heute ununterbrochen erscheint.

Der Status quo

Nach 1920 entstanden neben den pharmakologischen Instituten Forschungszentren bei pharmazeutischen Fabriken. In den 1960er Jahren wurden an vielen Universitäten und in pharmazeutischen Unternehmen Abteilungen für klinische Pharmakologie eingerichtet.
Die grundlegenden Konzepte über den Zusammenhang zwischen Struktur und Wirksamkeit, Rezeptor-Wirkung und selektiver Toxizität wurden in den Arbeiten von T. Fraser (1841-1920) in Schottland, J. Langley (1852-1925) in England und P. Ehrlich (1854-1941) in Deutschland etabliert. Alexander D. Clark (1885-1941) in England formulierte Anfang der 1920er Jahre als Erster die Rezeptortheorie, indem er das Massenwirkungsgesetz auf die Wechselwirkung zwischen Medikament und Rezeptor anwendete. John Abel (1857-1938), der „Vater der amerikanischen Pharmakologie“, war einer der ersten Amerikaner, die im Labor von Schmiedeberg arbeiteten. 1909 gründete er das bis heute erscheinende Journal of Pharmacology and Experimental Medicine.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Pharmakologie?

Pharmakologie ist die Wissenschaft, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Wirkstoffen (Arzneistoffen) und lebenden Organismen befasst. Sie umfasst die Erforschung der Herkunft, Eigenschaften, Wirkungen und Anwendung von Arzneimitteln.

Wann begann die Geschichte der Pharmakologie?

Die Geschichte der Pharmakologie reicht weit zurück. Schon in der Antike versuchten Menschen, Krankheiten mit Hilfe von Pflanzen, Tieren und Mineralien zu heilen. Erste schriftliche Aufzeichnungen über Arzneimittel stammen aus dem Alten Ägypten und datieren aus dem 16. Jahrhundert v. Chr.

Welche Bedeutung hatte Galen für die Pharmakologie?

Der antike römische Arzt Claudius Galen (129-200 n. Chr.) war der Erste, der versuchte, eine theoretische Grundlage für die Behandlung mit Arzneimitteln zu finden. Er erkannte, dass neben der Erfahrung auch eine Theorie, die Beobachtungen und Experimente erklärt, für die richtige Anwendung von Medikamenten wichtig ist.

Wer war Paracelsus und was war seine Bedeutung?

Paracelsus (1493-1541), auch Theophrastus von Hohenheim genannt, war Arzt und Naturwissenschaftler. Er zweifelte an den überkommenen Vorstellungen über Arzneimittel und vertrat die Ansicht, dass man die wirksame Substanz in einem Medikament kennen müsse. Er prägte den Satz „Alle Substanzen sind Gifte, die Dosis allein macht, dass etwas kein Gift ist“, der zum Axiom der Pharmakologie wurde.

Wer führte als Erster Tierversuche durch?

Der Schweizer Arzt Johann Jakob Wepfer (1620-1695) führte als Erster Experimente an Tieren durch, um die heilende und toxische Wirkung von Substanzen zu untersuchen.

Wann wurde die Pharmakologie als eigenständiges Universitätsfach eingeführt?

Der deutsche Mediziner Rudolf Buchheim (1820-1879) gründete 1847 das erste pharmakologische Institut an der Universität in Dorpat (dem heutigen Tartu) und führte die Pharmakologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin ein.

Wer prägte die deutsche Pharmakologie im 19. Jahrhundert?

Oswald Schmiedeberg (1838-1921) und seine Schüler spielten eine wichtige Rolle bei der Etablierung eines hervorragenden Rufs der deutschen pharmakologischen Wissenschaft im 19. Jahrhundert. Gemeinsam mit dem Arzt Bernhard Naunyn gründete Schmiedeberg die erste pharmakologische Fachzeitschrift.

Wie entwickelte sich die Pharmakologie im 20. Jahrhundert?

Nach 1920 entstanden neben den klassischen pharmakologischen Instituten zunehmend Forschungszentren bei pharmazeutischen Unternehmen. In den 1960er Jahren wurden an vielen Universitäten und in der Industrie Abteilungen für klinische Pharmakologie eingerichtet. Grundlegende Konzepte zur Struktur-Wirkungs-Beziehung, Rezeptor-Wirkung und selektiven Toxizität wurden in dieser Zeit erarbeitet.

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