Unter ideomotorischem Training (IMT) versteht man die mentale Vorstellung von Bewegungen. Diese Methode wird häufig als Ergänzung zum sportlichen Training eingesetzt. Früher wurde die positive Wirkung des IMT vor allem bei der Förderung kognitiver Fähigkeiten anerkannt, in den letzten Jahren richtet sich jedoch großes Interesse auf die Untersuchungen zum Einfluss des ideomotorischen Trainings auf motorische Funktionen. Die Ergebnisse dieser Forschungen stoßen auf große Resonanz, da sie belegen, dass allein die Vorstellung muskulärer Kontraktionen die Kontraktionskraft der Muskeln steigern kann.

Kann Muskelkraft durch mentale Vorstellung von Muskelkontraktionen gesteigert werden?

Studien haben gezeigt, dass ein systematisches ideomotorisches Training die maximale Kraft deutlich erhöhen kann. Dabei werden kognitive Prozesse aktiviert, die auf erstaunliche Weise zu physischen Anpassungen führen, die normalerweise mit Übungen mit Hanteln und Gewichten in Verbindung gebracht werden. Der Kraftzuwachs ohne physisches Training ist zwar ein bekanntes Phänomen, wie beispielsweise der kontralaterale Transfer oder der Kreuzeffekt, bei denen die Kraft der Extremität auf der gegenüberliegenden Seite von einer einseitigen Krafttraining profitiert.

Die Wirksamkeit des kraftbezogenen ideomotorischen Trainings wurde erstmals anhand von Abduktionsübungen des kleinen Fingers nachgewiesen. Beobachtungen über 4 Wochen zeigten, dass die IMT-Gruppe fast den gleichen Anstieg der isometrischen Maximalkraft erreichte wie die Gruppe, die einen Zyklus entsprechender physischer Krafttrainingseinheiten (mit maximalen isometrischen Kontraktionen) absolviert hatte – 22,0 gegenüber 29,8 %. Vergleicht man diese Ergebnisse mit denen einer untrainierten Kontrollgruppe (3,7 %), ist der Kraftzuwachs enorm. Dieser Effekt zeigte sich auch bei der Untersuchung größerer Muskelgruppen, wie den Beugemuskeln des Ellbogengelenks (13,5 %) und den Plantarflexoren des Sprunggelenks (etwa 20 %).

Für eine maximale Wirkung muss das IMT in einer genau definierten Weise durchgeführt werden, indem die Versuchsteilnehmer ihre maximalen Muskelkontraktionen möglichst lebhaft vorstellen. Offensichtlich hängt die Wirksamkeit des IMT von der Methodik der Vorstellung ab. Kinästhetische Vorstellungen der eigenen Muskelkontraktionen führen daher zu guten Ergebnissen.

Die Steigerung der Maximalkraft durch IMT lässt sich wahrscheinlich als eine Art Optimierung der Muskelaktivierung und somit als Anpassung des zentralen Nervensystems interpretieren. Diese Interpretation wird durch neurophysiologische Untersuchungen gestützt, die nach kraftbezogenem IMT einen erhöhten EEG-Signalwert in bestimmten Hirnregionen nachweisen, was als neuronales Analogon zu motorischen Signalen und als Indikator für den Grad der Muskelaktivierung verstanden wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die nachgewiesenen Auswirkungen des IMT auf verschiedene Muskelgruppen zeigen, dass eine erhebliche und praktisch relevante Kraftsteigerung ohne physisches Training erreicht werden kann. Das durch IMT erreichbare Kraftpotenzial ist jedoch vergleichsweise geringer. Derzeit erscheint es sinnvoll und vielversprechend, IMT sowohl im Hochleistungssport als auch in der Sportmedizin weiterzuentwickeln und einzusetzen.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ideomotorisches Training?

Unter ideomotorischem Training (IMT) versteht man die mentale Vorstellung von Bewegungen. Es wird häufig als Ergänzung zum sportlichen Training eingesetzt.

Kann Muskelkraft durch ideomotorisches Training gesteigert werden?

Ja, Studien haben gezeigt, dass ein systematisches ideomotorisches Training die maximale Kraft deutlich erhöhen kann, da dabei kognitive Prozesse aktiviert werden, die zu physischen Anpassungen führen.

Wie funktioniert ideomotorisches Training?

Für eine maximale Wirkung muss das IMT in einer genau definierten Weise durchgeführt werden, indem die Teilnehmer ihre maximalen Muskelkontraktionen möglichst lebhaft vorstellen. Die Wirksamkeit hängt von der Methodik der Vorstellung ab, wobei kinästhetische Vorstellungen der eigenen Muskelkontraktionen zu guten Ergebnissen führen.

Wie kann ideomotorisches Training eingesetzt werden?

Derzeit erscheint es sinnvoll und vielversprechend, IMT sowohl im Hochleistungssport als auch in der Sportmedizin weiterzuentwickeln und einzusetzen, da es eine erhebliche und praktisch relevante Kraftsteigerung ohne physisches Training ermöglicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert