Medikamentenabhängigkeit und Missbrauch von psychoaktiven Substanzen sind weit verbreitet, sodass es kaum jemanden gibt, der keine Vorstellung davon hat. Der Begriff „Abhängigkeit“ hat Eingang in die Alltagssprache gefunden und wird oft unabhängig von Arzneimitteln verwendet. Tatsächlich gibt es zwischen zwanghaften Verhaltensweisen wie Sexsucht, Joggen oder Fernsehen und Medikamentenabhängigkeit äußerliche Ähnlichkeiten, aber keine Beweise dafür, dass diese Ähnlichkeit auch auf die internen Mechanismen zutrifft.

Medikamentenabhängigkeit

Häufig wird der falsche Begriff der iatrogenen Medikamentenabhängigkeit verwendet. Tatsächlich ist der Missbrauch von ärztlich verordneten Medikamenten mit anschließender Abhängigkeitsentwicklung sehr selten. Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und sogar blutdrucksenkende Mittel können zwar zu Toleranz und körperlicher Abhängigkeit führen, was jedoch keine psychische Abhängigkeit und keinen Medikamentenmissbrauch bedeutet.

Definition und Ursachen

Laut der American Psychiatric Association (DSM-IV, 1994) bezeichnet Medikamentenabhängigkeit den gesamten Komplex von Verhaltensstörungen, die mit diesem Zustand verbunden sind. Die Diagnosekriterien sind für alle Wirkstoffe gleich. Um Verwechslungen zwischen körperlicher und psychischer Abhängigkeit zu vermeiden, wird manchmal anstelle des Begriffs „Abhängigkeit“ das Synonym „Sucht“ verwendet.

Die Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit oder eines Missbrauchs hängt von einer Kombination verschiedener Faktoren ab:

  • Pharmakologische Faktoren (Wirkstoffeigenschaften)
  • Physiologische und psychologische Faktoren (individuelle Besonderheiten des Patienten)
  • Soziale Faktoren (Umgebungseinflüsse)

Zu den pharmakologischen Faktoren zählen die Verfügbarkeit, den Reinheitsgrad und die Verabreichungsform des Wirkstoffs, welche die Geschwindigkeit des Wirkeintritts und die Wirkungsdauer beeinflussen. Je schneller die Wirkung eintritt und je stärker der Belohnungseffekt, desto höher ist das Risiko für eine Abhängigkeit.

Aber auch individuelle Faktoren wie Genetik, Stoffwechselbesonderheiten, psychische Erkrankungen und Erwartungshaltungen spielen eine Rolle. Ebenso wirken sich soziale Aspekte wie Umfeld, Verfügbarkeit anderweitiger Freizeitmöglichkeiten und Arbeitschancen auf das Suchtrisiko aus.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Medikamentenabhängigkeit?

Medikamentenabhängigkeit bezeichnet den gesamten Komplex von Verhaltensstörungen, die mit dem Konsum von Medikamenten und psychoaktiven Substanzen verbunden sind.

Wie unterscheidet sich Medikamentenabhängigkeit von Toleranz und körperlicher Abhängigkeit?

Toleranz und körperliche Abhängigkeit sind normale physiologische Reaktionen auf die wiederholte Einnahme von Medikamenten. Sie bedeuten nicht zwangsläufig eine psychische Abhängigkeit oder einen Medikamentenmissbrauch.

Welche Faktoren begünstigen die Entwicklung einer Medikamentenabhängigkeit?

Die Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit hängt von einer Kombination aus pharmakologischen, physiologischen, psychologischen und sozialen Faktoren ab. Dazu zählen die Wirkstoffeigenschaften, individuelle Besonderheiten des Patienten sowie Umgebungseinflüsse.

Wie beeinflusst die Verabreichungsform das Suchtrisiko?

Je schneller die Wirkung des Wirkstoffs eintritt und je stärker der Belohnungseffekt ist, desto höher ist das Risiko für eine Abhängigkeitsentwicklung. Formen mit schnellem Wirkungseintritt, wie intravenöse Verabreichung, bergen daher ein besonders hohes Suchtpotenzial.

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