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Regulation der Trainingsbelastung durch Messung des Harnstoffgehalts im Blut

Die Harnstoffsynthese findet in der Leber statt, wo täglich etwa 40 g Harnstoff produziert werden. Für die Harnstoffsynthese werden Ammoniak, Kohlendioxid und ATP benötigt. Die Bildung von Harnstoff ist ein Weg, um Ammoniak, das für den Körper toxisch ist, zu binden und auszuscheiden. Ammoniak entsteht bei der Desaminierung von Aminosäuren, die beim Abbau von Proteinen entstehen. Bei bestimmten pathologischen Prozessen sowie bei intensiver körperlicher Belastung wird ein beschleunigter Proteinabbau und ein kompensatorischer Kohlenhydratsynthese beobachtet, was zu einem Anstieg des Harnstoffgehalts im Blut führt. Der Harnstoffgehalt im Blut charakterisiert den Verlauf des Erholungsprozesses nach körperlicher Belastung. Daher deutet ein Harnstoffwert im nüchternen Morgenurin über 7 mmol/l (für Männer) oder 5 mmol/l (für Frauen) auf eine übermäßige Belastung hin. Ein Harnstoffgehalt von 6-7 mmol/l (Männer) und 4-5 mmol/l (Frauen) zeigt an, dass die Trainingsbelastung vom Vortag ausreichend und angemessen für den Körper war. Niedrigere Werte deuten auf eine unzureichende Belastung hin.

Es wurden drei Reaktionstypen auf Belastungen identifiziert, die anhand der Veränderung des Harnstoffgehalts im Ruhezustand (morgens, nüchtern) bestimmt werden können:

Beim ersten Reaktionstyp besteht eine direkte Beziehung zwischen der Dynamik des Harnstoffgehalts und der Belastung. Der Harnstoffgehalt im Blut übersteigt in der Regel innerhalb von zwei Tagen nicht die durchschnittlichen Gruppennormen von 6 mmol/l. Diese Abhängigkeit zeigt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen anabolen und katabolischen Prozessen und dass die im Training eingesetzten Belastungen dem Leistungsvermögen des Sportlers entsprechen.

Der zweite Reaktionstyp zeichnet sich dadurch aus, dass bei weiterer Steigerung der Belastung der Harnstoffwert sinkt, manchmal sogar unter die Norm. Dies wird als Unvollständigkeit der Erholungsprozesse interpretiert, d.h. es entstehen Bedingungen für eine Hemmung der Harnstoffbildung aufgrund des aktiven Verbrauchs von Aminosäuren für die Proteinsynthese in der Skelettmuskulatur. Dieser Reaktionstyp tritt selten auf. Die Sportler empfinden dann Schwierigkeiten bei der Ausführung von Schnelligkeitsbelastungen bei ansonsten gutem Allgemeinbefinden.

Der dritte Reaktionstyp ist durch das Fehlen eines Zusammenhangs zwischen Belastungsänderung und Harnstoffgehalt im Blut gekennzeichnet. Der Harnstoffwert liegt bei diesem Reaktionstyp in der Regel deutlich über der Durchschnittsnorm von 6 mmol/l über zwei Tage oder länger. Diese Art der Abhängigkeit tritt bei hochintensiven und langandauernden „Stress“-Belastungen auf. Nach solchen Einflüssen neigt der hohe Harnstoffgehalt dazu, unabhängig vom Ausmaß späterer Belastungen weiter anzusteigen. Der dritte Reaktionstyp weist auf eine Überforderung der körperlichen Möglichkeiten hin und erfordert spezielle Erholungsmaßnahmen.

Bei ein und demselben Sportler können je nach Kombination von Trainingsbelastungen und Erholungsmaßnahmen Übergänge von einem Reaktionstyp zum anderen auftreten.

Die Harnstoffwerte im Ruhezustand betragen 4,5-6,5 mmol/l. Die obere Grenze des Harnstoffgehalts hängt von der Eiweißzufuhr über die Nahrung ab; bei einer täglichen Eiweißaufnahme von mehr als 2,5 g/kg kann der Harnstoffgehalt im Blutserum sogar 10 mmol/l erreichen.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Harnstoff?

Harnstoff ist ein Endprodukt des Proteinstoffwechsels und wird in der Leber gebildet, um giftigen Ammoniak zu binden und auszuscheiden.

Warum ist der Harnstoffgehalt im Blut wichtig?

Der Harnstoffgehalt im Blut gibt Aufschluss über den Verlauf der Erholung nach körperlicher Belastung. Er kann Hinweise auf Über- oder Unterbelastung geben.

Welche Normalwerte gibt es für den Harnstoffgehalt?

Beim morgendlichen Nüchternwert liegen die Normalwerte für Männer bei 6-7 mmol/l und für Frauen bei 4-5 mmol/l. Werte darüber deuten auf eine Überbelastung hin.

Welche Reaktionstypen auf Belastungen gibt es?

Es werden drei Reaktionstypen unterschieden: 1) direkte Abhängigkeit des Harnstoffwerts von der Belastung, 2) sinkender Harnstoffwert bei höherer Belastung, 3) fehlende Abhängigkeit und dauerhaft erhöhter Harnstoffwert.

Wie kann man den Harnstoffgehalt messen?

Für die Messung werden Blutproben benötigt, die photometrisch analysiert werden. Dafür sind ein Fotometer, Reagenzien und entsprechende Labortechnik erforderlich.

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