Unter „zweiter Atem“ versteht man den physiologischen Effekt, der sich durch einen deutlichen Anstieg der körperlichen Leistungsfähigkeit nach starker Ermüdung während intensiver Belastung zeigt. Beispielsweise tritt der „zweite Atem“ beim Marathon in der zweiten Hälfte der Strecke und bis zum Zieleinlauf auf.
Dieses Phänomen ist vor allem bei untrainierten Menschen zu beobachten, da bei Profisportlern der „zweite Atem“ kaum auftritt. Bei ihnen wird die Milchsäure schnell abgebaut, sodass die Muskeln zu Beginn der Belastung nicht „ansäuern“.
Warum öffnet sich der „zweite Atem“?
Die Atmung ist ein kontinuierlicher Stoffaustauschprozess zwischen Organismus und Umwelt durch Ein- und Ausatmen. Die Energieprozesse laufen bei normaler Atmung mit Sauerstoffbeteiligung (aerober Stoffwechsel) ab. Bei körperlicher Belastung, insbesondere bei rhythmischen Bewegungen wie Laufen, Gehen, Schlittschuhlaufen usw., können die Energieprozesse jedoch auch ohne Sauerstoffbeteiligung (anaerober Stoffwechsel) ablaufen, wobei der Körper gleichsam auf Pump arbeitet. Ein Läufer auf der 100-Meter-Strecke benötigt 7 Liter Sauerstoff, schafft es aber nur, 0,3-0,5 Liter einzuatmen. Trotz erhöhter Atemfrequenz und Herzfrequenz kann der Körper den Sauerstoffbedarf in dieser kurzen Zeit nicht decken und schaltet daher auf anaeroben Stoffwechsel um, was zu einem „Sauerstoffschulden“ führt, der nach Beenden der Belastung durch Atemholen und Herzrasen ausgeglichen wird.
„Todespunkt“ und „zweiter Atem“
Wenige Minuten nach Beginn einer anstrengenden und andauernden Belastung tritt oft ein Unwohlseinszustand auf: Schmerzen in den Beinen, zunehmende Atemnot (Unfähigkeit, tief einzuatmen), Herzrasen – dieser Zustand wird als „Todespunkt“ bezeichnet. Ein zu intensiver Belastungsbeginn erhöht die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieses Zustands.
Die Merkmale des „Todespunkts“ sind:
- Flaches, schnelles Atmen
- Hoher Sauerstoff-Atemäquivalent
- Hohe Herzfrequenz
- Absenkung des Blut-pH-Werts
- Starkes Schwitzen
Das Überwinden des „Todespunkts“ erfordert große Willenskraft. Wird die Belastung fortgesetzt, folgt ein Gefühl der plötzlichen Erleichterung. Hier tritt die normale Atmung wieder ein, daher wird dieser Zustand „zweiter Atem“ genannt. Je intensiver die Belastung, desto früher tritt der „zweite Atem“ ein.
„Zweiter Atem“ und trainierte Sportler
Bei trainierten Sportlern sind die meisten bei einer bestimmten Belastung arbeitenden Muskelfasern vom oxidativen Typ, d.h. die Muskelfasern enthalten eine Vielzahl von Mitochondrien. Infolgedessen werden bei solchen Menschen Laktat und Wasserstoffionen in den Mitochondrien fast augenblicklich für die Energiegewinnung verwertet. Ein so trainierter Athlet kann also die gewählte Leistung so lange erbringen, wie die Energiereserven (Glukose, Glykogen, Fette) reichen, ohne zu ermüden.
Daher ist zu verstehen, dass der „zweite Atem“ ein Indikator für eine unzureichende Vorbereitung der Muskeln auf die auferlegten Belastungen ist.
Häufig gestellte Fragen
Was ist die „zweite Atemphase“?
Die „zweite Atemphase“ ist ein physiologischer Effekt, der sich durch einen deutlichen Anstieg der körperlichen Leistungsfähigkeit nach starker Ermüdung während intensiver Belastung zeigt.
Warum tritt die „zweite Atemphase“ auf?
Die „zweite Atemphase“ tritt auf, wenn der Körper vom aeroben auf den anaeroben Stoffwechsel umschaltet, um trotz Sauerstoffmangels weiter Energie zu gewinnen. Dies führt zunächst zu Ermüdungserscheinungen, bevor der Körper den „zweiten Atem“ findet.
Wer erlebt die „zweite Atemphase“?
Die „zweite Atemphase“ ist vor allem bei untrainierten Menschen zu beobachten. Bei Profisportlern tritt sie kaum auf, da ihre Muskeln effizient mit Laktat und Wasserstoffionen umgehen können.
Wie äußert sich der „Todespunkt“ vor der „zweiten Atemphase“?
Kennzeichen des „Todespunkts“ sind flaches, schnelles Atmen, hoher Sauerstoff-Atemäquivalent, hohe Herzfrequenz, Absenkung des Blut-pH-Werts und starkes Schwitzen.
Wann tritt die „zweite Atemphase“ ein?
Je intensiver die Belastung, desto früher tritt die „zweite Atemphase“ ein. Bei Ausdauersportarten wie dem Marathon öffnet sich der „zweite Atem“ in der zweiten Streckenhälfte.