Der Körper benötigt die Zufuhr von Vitamin A von außen, aber die meisten Wirkungen dieses Vitamins (wie auch Vitamin D) werden über hormonähnliche Rezeptoren vermittelt. Die Wirkung von Vitamin A auf Zellen, einschließlich ihrer Differenzierung, ist sehr vielfältig und beschränkt sich nicht nur auf den bekannten Einfluss auf das Sehen.

Historischer Überblick

Bereits im alten Ägypten (etwa 1500 v. Chr.) wurde Hemeralopie (Dämmerungsblindheit) beschrieben. Obwohl damals noch keine Verbindung zum Mangel an bestimmten Nährstoffen hergestellt wurde, empfahl man bereits, gebratene oder gebackene Leber aufzulegen. Später empfahl Hippokrates den Verzehr von Rinderleber als Behandlung. Die Abhängigkeit der Hemeralopie von der Ernährung wurde erst in den 1800er Jahren klar erkannt. 1865 wurde erstmals die „brasilianische Ophthalmie“, eine Augenkrankheit beschrieben, die vor allem geschwächte Sklaven befiel. Später wurde beobachtet, dass bei Säuglingen, deren Mütter sich schlecht ernährten, eine spontane Hornhautschmelze auftrat. Bald wurde die Keratomalazie bei Mangelernährung in vielen Ländern, einschließlich der USA, beschrieben.

Struktur und Terminologie

Ursprünglich bezeichnete der Begriff Vitamin A ganz bestimmte chemische Verbindungen – Retinol und seine Ester. Heute wird dieser Begriff häufiger für alle Substanzen verwendet, die die biologische Aktivität von Retinol aufweisen. Für Retinol selbst und seine natürlichen Derivate hat sich die Bezeichnung Retinoide etabliert. Zu den Retinoiden (deren Wirkungen hauptsächlich über die Bindung an spezifische intrazelluläre Rezeptoren und die Veränderung der Genexpression vermittelt werden) zählen auch synthetische Analoga, die keine Vitamin-A-Aktivität besitzen.

Vitamin A und Epithelgewebe

Vitamin A ist für die Funktion und Struktur aller Epithelgewebe von entscheidender Bedeutung. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Induktion und Regulation der Differenzierung von Basalzellen des Epithels – ihrer Umwandlung in sekretorische Zellen. Mangel an Vitamin A führt zu Metaplasien und Keratinisierung des Epithels.

Mechanismus der Wirkung

Verschiedene Derivate des Retinols vermitteln die Funktionen von Vitamin A. Für die Sehfunktion ist Retinal von Bedeutung, während Retinsäure wahrscheinlich die Proliferation, Differenzierung und Transformation von Geweben beeinflusst.

Vitamin A und Krebsentstehung

Neben einigen Carotinoiden kann Vitamin A die Immunabwehr stärken, die Folgen einiger Infektionskrankheiten abmildern und möglicherweise der Entwicklung bösartiger Neubildungen entgegenwirken. Daher richtet sich großes Interesse auf Retinoide als mögliche Mittel zur Krebsprävention und Behandlung von Präkanzerosen.

Vitamin A-Mangel und Überdosierung

Vitamin-A-Mangel führt zu schwerwiegenden Symptomen wie Nachtblindheit, Keratinisierung des Epithels und Beeinträchtigung des Immunsystems. Andererseits kann eine Überdosierung ebenfalls gesundheitliche Schäden verursachen.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Vitamin A?

Vitamin A bezeichnet eine Gruppe von Stoffen, die eine ähnliche biologische Aktivität wie Retinol aufweisen. Dazu gehören natürliche und synthetische Verbindungen.

Welche Funktionen hat Vitamin A im Körper?

Vitamin A ist für viele wichtige Körperfunktionen unerlässlich, wie die Sehfähigkeit, die Epithelgewebe, das Wachstum und die Entwicklung, sowie das Immunsystem.

Wo kommt Vitamin A vor?

Vitamin A findet sich vor allem in Leber, Milchprodukten, Eiern und fettreichen Fischarten. Provitamin A-Vorstufen wie Carotinoide kommen in vielen Obst- und Gemüsesorten vor.

Was passiert bei Vitamin-A-Mangel?

Mangel an Vitamin A kann zu Nachtblindheit, Schädigungen der Hornhaut, Wachstumsstörungen und einer Beeinträchtigung des Immunsystems führen.

Kann man Vitamin A auch überdosieren?

Ja, eine Überdosierung von Vitamin A kann zu Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Leberschäden führen. Die empfohlene Tagesdosis sollte daher nicht überschritten werden.

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