Für eine korrekte Diagnose muss das Schultergelenk auf vordere, hintere und untere Instabilität untersucht werden. Es gibt verschiedene Klassifikationen der Schultergelenksinstabilität, die auf Ätiologie, Richtung der Luxationen usw. basieren. Grundsätzlich lassen sich jedoch alle Fälle in zwei Hauptgruppen einteilen: einstrahlige und mehrstrahlige Instabilität. Einstrahlige Instabilität wird meist durch Abrisse der Gelenkkapsel und Gelenklippe vom Glenoid verursacht und erfordert eine chirurgische Behandlung; mehrstrahlige Instabilität ist beidseitig, entwickelt sich durch Überdehnung der Gelenkkapsel und wird konservativ behandelt.
Einstrahlige Schultergelenksinstabilität
Vordere Instabilität
Der Klinische Test auf vordere Schulterinstabilität besteht darin, den gebeugten Arm des Patienten um 90° abzuducieren und nach außen zu rotieren, währen gleichzeitig von hinten Druck auf das Schultergelenk ausgeübt wird. Der Test gilt als positiv, wenn der Patient unangenehme Empfindungen oder Schmerzen im Schultergelenk angibt oder Anspannung zeigt.
Hintere Instabilität
Für die Diagnose der hinteren Instabilität werden mehrere klinische Tests verwendet, da keiner allein zuverlässig ist. Der Apprehension-Test wird ähnlich wie beim vorderen Test durchgeführt, nur dass der Arm nach innen rotiert und von vorn Druck auf das Gelenk ausgeübt wird. Bei der Schwung-Probe wird der Patient aufgefordert, den Arm vor sich zu drehen, abzuducieren, nach außen zu rotieren und schließlich nach unten zu führen – der Untersucher tastet dabei das Schultergelenk ab und fühlt bei hinterer Instabilität ein Auskugeln und Einrasten des Humeruskopfes.
Untere Instabilität
Für den Nachweis der unteren Instabilität wird der Patient gebeten, sich zu setzen, und dann wird sein Arm nach unten gezogen. Der Test gilt als positiv, wenn sich eine Vertiefung unter dem Akromion zeigt (Hicok-Zeichen) und der Patient Schmerzen oder Luxationsangst angibt.
Mehrstrahlige Schultergelenksinstabilität
Klinisches Bild
Die mehrstrahlige Schultergelenksinstabilität äußert sich oft durch Teilausrenkungen in verschiedene Richtungen. Dabei rutscht der Humeruskopf nur teilweise aus der Gelenkpfanne, es kommt also nicht zu vollständigen Luxationen. In der Folge überbeanspruchen und entzünden sich die Muskeln der Rotatorenmanschette, was Schmerzen verursacht. Die Patienten klagen auch über allgemeines Unwohlsein, schnelle Ermüdung der Arme, Kribbeln und Angst vor unvorsichtigen Bewegungen. Bei der körperlichen Untersuchung sollte die Dehnbarkeit des Bindegewebes beurteilt werden – eine übermäßige Streckbarkeit in Fingergrund-, Ellbogen- und Kniegelenken deutet auf eine erhöhte Gelenkmobilität hin.
Behandlung und Prognose
Bei der mehrstrahligen Schultergelenksinstabilität spricht die konservative Behandlung gut an. Sie umfasst Physiotherapie zur Kräftigung der Rotatorenmanschette und der Schulterstabilisatoren sowie Schulung in sicheren Bewegungsabläufen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Schultergelenksinstabilität?
Schultergelenksinstabilität bezeichnet eine übermäßige Beweglichkeit des Schultergelenks, bei der es zu teilweisen Ausrenkungen (Subluxationen) oder vollständigen Auskugelungen (Luxationen) kommen kann.
Welche Arten von Schultergelenksinstabilität gibt es?
Es werden zwei Hauptformen unterschieden: die einstrahlige Instabilität, die meist durch Verletzungen der Gelenkkapsel und -lippe verursacht wird, und die mehrstrahlige Instabilität, die auf einer Überdehnung der Gelenkkapsel beruht.
Wie wird die vordere Schulterinstabilität untersucht?
Beim Test auf vordere Instabilität wird der gebeugte Arm des Patienten abduciert und nach außen rotiert, während gleichzeitig Druck auf das Gelenk ausgeübt wird. Ein positiver Test äußert sich in Schmerzen oder Anspannung.
Wie wird die hintere Schulterinstabilität untersucht?
Für die Diagnose der hinteren Instabilität werden mehrere Tests wie der Apprehension-Test und die Schwung-Probe eingesetzt, bei denen der Untersucher Bewegungen des Armes ausführt und das Gelenk abtastet.
Wie wird die untere Schulterinstabilität untersucht?
Beim Test auf untere Instabilität wird der Arm des sitzenden Patienten nach unten gezogen. Ein positiver Test zeigt sich in einer Vertiefung unter dem Schulterdach (Hicok-Zeichen) und Schmerzen/Luxationsangst des Patienten.
Wie wird die mehrstrahlige Schultergelenksinstabilität behandelt?
Bei der mehrstrahligen Form hilft meist eine konservative Behandlung mit Physiotherapie zur Kräftigung der Schultermuskeln und Schulung in stabilen Bewegungsabläufen.