Neuroprotektoren sind Wirkstoffe, die Nervenzellen des Gehirns vor Schäden durch schädliche Faktoren schützen. Ihre Wirkung zielt darauf ab, pathophysiologische und biochemische Störungen in Nervenzellen zu beseitigen oder zu verringern. Der gängigere Begriff hierfür ist „Cerebroprotektoren“ – Präparate, die Strukturen des Gehirns vor negativen Einflüssen schützen, verbessern und an diese anpassen.
Die Suche nach Neuroprotektoren begann in den 1970er Jahren, seitdem hat sich das Anwendungsgebiet dieser Arzneimittelgruppe stetig erweitert. Der Einsatz von Neuroprotektoren ist eine der effizientesten Behandlungsmethoden für Patienten mit Durchblutungsstörungen des Gehirns und kann die Entwicklung schwerer und irreversibler Nervenzellschädigungen verhindern.
Arzneimittelgruppen
Zu den Neuroprotektoren gehören Präparate mit unterschiedlicher Struktur und Wirkungsweise, die wie folgt klassifiziert werden:
- Nootrope Präparate: Piracetam, Cerebrolysin, Semaks, Pikamilon
- Antioxidantien:
- 3-Hydroxypyridin-Derivate: Mexidol, Mexikor, Emoxipin
- Phenolverbindungen: Vitamin E, Bioflavonoide (Vitamin P), Ascorbinsäure
- Aminosäuren: Glutamin, Liponsäure, Glycin
- Nicotinsäure-Derivate: Xanthinolnicotinat
- Thiolverbindungen: Thiotriazolin
- Kombinationspräparate mit Vitaminen
- Präparate zur Verbesserung der Hirndurchblutung:
- Thrombozytenaggregationshemmer: Acetylsalicylsäure, Clopidogrel, Ticlopidin
- Antikoagulantien: Heparin, Cumarine
- Kalziumkanalblocker: Cyclandelat, Nimodipin
- Mutterkornalkaloide: Nicergolin
- Vinca-Alkaloide: Vinpocetin, Vincamin
- Methylxanthine: Pentoxifyllin, Xanthinolnicotinat
- Kombinationspräparate: Fezam, Thiocetam
- Adaptogene: Ginseng, Eleutherococcus, Chinesischer Magnolienbaum
- Sonstige: Naftidfurfurol, Ginkgo biloba, Memantine, Nefiracetam
Wirkungsmechanismen
Die Mechanismen der neuroprotektiven (cerebroprotektiven) Wirkung können über verschiedene metabolische Wege erfolgen:
- Senkung des Energieverbrauchs und des Sauerstoffbedarfs des Hirngewebes, Wiederherstellung der Energiereserven
- Antioxidative Reaktionen
- Antagonismus gegenüber Glutamat-Rezeptoren, Hemmung der Glutamat-Synthese und -Freisetzung
- Agonistische Wirkung an GABA- und Glycin-Rezeptoren
- Antagonismus gegenüber spannungsabhängigen Kalziumkanälen
- Modulation der neuronalen NO-Synthase
- Acetylcholinesterase-Hemmung und Kaliumkanal-Blockade
- Angioprotektive Wirkung
- Erhöhung der Hypoxie-Toleranz
Entsprechend dieser Wirkmechanismen finden Neuroprotektoren vielfältige Anwendung in der Behandlung von Durchblutungsstörungen des Gehirns, Migräne, neurotischen und neuroseähnlichen Zuständen, Erschöpfungszuständen, Depressionen und bei der Leistungssteigerung unter Belastung.
Häufig gestellte Fragen
Was sind Neuroprotektoren?
Neuroprotektoren sind Wirkstoffe, die Nervenzellen des Gehirns vor Schäden durch schädliche Faktoren schützen und pathophysiologische sowie biochemische Störungen in Nervenzellen beseitigen oder verringern.
Wie werden Neuroprotektoren klassifiziert?
Neuroprotektoren lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen, darunter nootrope Präparate, Antioxidantien, durchblutungsfördernde Präparate, Kombinationspräparate, Adaptogene und weitere.
Über welche Wirkmechanismen verfügen Neuroprotektoren?
Neuroprotektoren können auf vielfältige Weise neuroprotektiv wirken, etwa durch Senkung des Energieverbrauchs, antioxidative Reaktionen, Beeinflussung von Neurotransmittersystemen oder Verbesserung der Hirndurchblutung.
Wo finden Neuroprotektoren Anwendung?
Neuroprotektoren werden zur Behandlung von Durchblutungsstörungen des Gehirns, Migräne, neurotischen Zuständen, Erschöpfung, Depressionen und zur Leistungssteigerung unter Belastung eingesetzt.
Welche Nebenwirkungen können Neuroprotektoren haben?
Mögliche Nebenwirkungen von Neuroprotektoren sind allergische Reaktionen, Kopfschmerzen, Schwindel, Erregtheit, Schläfrigkeit oder Kreislaufprobleme.