Natalia Lowtsowa – Eine Kraftsportlerin, die Grenzen überwindet

Am 28. Juni 2009 fanden in Wolodar die offenen Meisterschaften im Kraftextremsport statt, an denen die zweifache Weltmeisterin, zweifache Eurasienmeisterin, Osteuropameisterin und dreifache Weltrekordlerin im Bankdrücken Natalia Lowtsowa teilnahm. Zum ersten Mal in Russland bewies eine Frau, dass sie in dieser Sportart gleichberechtigt mit Männern antreten kann. Sie zeigte, dass Frauen in der Lage sind, einen 8-Tonnen-Feuerwehrwagen zu ziehen, Reifen von 220 kg zu wenden, Personenwagen von 1,5 Tonnen anzuheben, mit Tragestangen zu laufen und verschiedene Schwergewichte zu stemmen. Natalia begeisterte die Zuschauer nicht nur durch ihre Kraft, die der von Männern in nichts nachsteht, sondern auch durch ihre Weiblichkeit.

Der Beginn einer beeindruckenden Karriere

2004 setzte sich Natalia Lowtsowa ein einziges Ziel: Die schweren Verletzungen, die sie bei einem Autounfall erlitten hatte, zu überwinden und wieder auf die Beine zu kommen. Sie lehnte eine Behindertenrente ab und bat einen Fitnesstrainer um Hilfe, ihre körperliche Verfassung wiederzuerlangen. Dieser zögerte zunächst, angesichts der zierlichen Statur der jungen Frau, stimmte dann aber zu. „Bei dem Unfall wurden mir alle Knochen gebrochen“, erinnert sich Natalia. „Auf dem Heimweg aus dem Krankenhaus sah ich einen Mann an einer Kreuzung, der ein Schild mit ‚Ich bin behindert. Hilft mir, wie ihr könnt‘ trug. Da beschloss ich, niemals so zu werden, und begann mit dem Sport.“ Nach der mühsamen Genesung durch die Ärzte war dies ein äußerst mutiger Entschluss. Nachdem sie auf der internationalen Bühne im Bankdrücken große Erfolge feierte, beschloss die Sportlerin, sich auch im Kraftextremsport zu versuchen. Sie wurde damit zur ersten Frau in der Region Wolodar, die sich solchen Wettkämpfen gegen Männer stellte.

Rekorde und Erfolge

„Mein erstes Auto, das ich zu ziehen versuchte, war ein Ford von ca. 2 Tonnen“, erzählt Natalia Lowtsowa. „Dann haben sie zwei Autos zusammengeschlossen, mit einem Gesamtgewicht von etwa 4 Tonnen – das schaffte ich auch.“ Die junge Sportlerin erregte Aufmerksamkeit und wurde eingeladen, gemeinsam mit den besten Kraftsportlern der Region an den jährlichen Meisterschaften im Kraftextremsport teilzunehmen. „Ich schätzte meine Möglichkeiten ein und sagte zu. Statt des versprochenen Kleintransporters stand dann aber ein 8-Tonnen-Feuerwehrwagen mit Wasser auf dem Programm. Natürlich hatte ich zuerst Angst, schaffte es aber, ihn 25 Meter in 35 Sekunden zu ziehen.“ Die zweite Disziplin war das Tragen einer 150 kg schweren Tragestange über 50 Meter, was Natalia mühelos bewältigte. Danach hob sie 10 Mal einen 1,5 Tonnen schweren Personenwagen an. Die vierte Übung war das Wenden eines 220 kg schweren Reifens, den sie fünfmal umdrehte. Dafür erhielt sie den Publikumspreis. Aber das war nicht ihre einzige Auszeichnung an diesem Tag – sie gewann auch einen Gedenkpokal.

Noch längst nicht am Limit

Das sind bei weitem nicht die einzigen Fähigkeiten von Natalia: Neben ihren Auftritten im Bankdrücken und den Disziplinen des Kraftextremsports tritt sie auch bei Showwettkämpfen auf, bei denen sie Bewehrungseisen an ihrem Kopf verbiegt, dicke Nachschlagewerke zerreißt, Pfannen zu Rollen verdreht und Bolzen bricht. Natalia erfreut sich bei Zuschauern und Sportlerkollegen großer Beliebtheit und gilt zu Recht als stärkste Frau in der Region Wolodar. Aktuell bereitet sie sich auf die Eurasienmeisterschaften vor, die im August in Moskau stattfinden werden. All diese Höchstleistungen hat Natalia unter der Anleitung ihres Trainers Denis Nagibim (sie trainiert im Fitnessstudio „Plastilin“) erreicht, doch sie plant, damit noch nicht aufzuhören. Ihr größter Traum ist es, einen Eisenbahnwaggon zu verschieben. Sowohl Natalia als auch ihr Trainer sind sicher, dass sie das schaffen wird.