Histamin wird im Organismus aus der Ausgangsaminosäure Histidin unter Einwirkung der Histidindecarboxylase gebildet. Es gibt keine klinisch relevanten Präparate, die die Histaminsynthese beeinflussen, jedoch verursachen bestimmte Arzneimittel wie Morphin als Nebenwirkung eine Freisetzung von Histamin aus Mastzellen. Die Folgen solch einer Histaminfreisetzung sind bestimmte pharmakologische Effekte. Es gibt keine in der Klinik verfügbaren Präparate, die den Histaminmetabolismus oder die Exkretion deutlich beeinflussen.
Histamin besitzt neben seiner Rolle als Neurotransmitter im ZNS viele weitere Eigenschaften, die sich nach Aktivierung der Histamin-H1-H4-Rezeptoren zeigen.
Histamin-freisetzende Präparate und Präparate, die direkt eine Degranulation von Mastzellen auslösen
Basispräparate wie Morphin, Tubocurarin
Komplex 48/80
Röntgenkontrastmittel
Daunorubicin
Rubidazon
Pentamidin
Stilbamidin
Polymyxin
Deferoxamin
Teniposid
Viele Eigenschaften des Histamins sind bedingt durch die Aktivierung von H1-Rezeptoren.
Histamin wirkt als Agonist an den Histamin-H1-Rezeptoren, die im Nervensystem, in Blutgefäßen und in glatten Muskeln nachgewiesen wurden. Eine lokale Injektion von Histamin löst beim Menschen Schmerzen und Juckreiz aus, und nach seiner systemischen Verabreichung zeigt sich ein ausgeprägter gefäßerweiternder Effekt, der auch für das Auftreten von Rötungen (Erythem) nach intradermaler Injektion, einen Blutdruckabfall (Kollaps) und Hautrötung bei systemischer Freisetzung von Histamin-freisetzenden Präparaten verantwortlich ist. Histamin beeinflusst auch die Integrität postkapillärer Venolen, erhöht die Gefäßpermeabilität durch Wirkung an H1-Rezeptoren auf Endothelzellen. Dies führt zu lokalem Gewebeödem und systemischen Manifestationen. Lokal aus Mastzellen freigesetztes Histamin ist an der Entstehung von Symptomen allergischer Hauterkrankungen (Ekzem, Nesselsucht) und allergischer Rhinitis beteiligt, und die systemische Freisetzung von Histamin wird mit der Entwicklung einer Anaphylaxie in Verbindung gebracht.
Zu den H1-Rezeptor-vermittelten Effekten gehören auch eine Verengung der Atemwege und Kontraktion der glatten Muskeln des Gastrointestinaltrakts. Daher ist Histamin mit der Entstehung von allergischem Asthma und Nahrungsmittelallergie verbunden. All diese Effekte lassen sich durch Antagonisten der H1-Rezeptoren verhindern.
Der Haupteffekt von H2-Rezeptor-Agonisten ist die Magensäuresekretion.
Die Effekte des Histamins, die durch H2-Rezeptoren vermittelt werden, sind weniger ausgeprägt als die durch H1-Rezeptoren verursachten. Die meisten H2-Rezeptoren befinden sich im Magen, wo ihre Aktivierung Teil des Endeffekts ist, der zur H+-Sekretion führt. H2-Rezeptor-Antagonisten können die Magensäuresekretion vollständig verhindern. Solche Präparate werden in der klinischen Praxis erfolgreich zu diesem Zweck eingesetzt (siehe Kapitel 16). H2-Rezeptoren gibt es auch im Herzen, wo ihre Aktivierung durch Erhöhung des cAMP die Myokardkontraktilität, Herzfrequenz und Erregungsleitung im Atrioventrikularknoten steigern kann.
Die Wirkung von Histamin auf andere H-Rezeptoren erfordert weitere Untersuchungen.
Die Rolle der H3- und H4-Rezeptoren wird derzeit erforscht. Es wird angenommen, dass die im ZNS befindlichen H3-Rezeptoren in neuronale Funktionen im Zusammenhang mit der Regulation von Schlaf und Wachheit involviert sind. Kürzlich wurde auch die Beteiligung von H4-Rezeptoren bei der Regulation der Entzündungsreaktion festgestellt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Histamin?
Histamin ist ein biogenes Amin, das im Körper aus der Aminosäure Histidin gebildet wird. Es hat vielfältige Funktionen als Neurotransmitter im Zentralnervensystem und als Mediator in verschiedenen Körpergeweben.
Wie wird Histamin im Körper gebildet und abgebaut?
Histamin entsteht durch Decarboxylierung von Histidin mit Hilfe des Enzyms Histidindecarboxylase. Der Abbau von Histamin erfolgt enzymatisch durch Histaminmethyltransferase und Diaminoxidase.
Welche Wirkungen hat Histamin im Körper?
Histamin wirkt über verschiedene Rezeptortypen (H1, H2, H3, H4) und ist an der Regulation zahlreicher Körperfunktionen beteiligt, wie der Magensäuresekretion, der Gefäßerweiterung, der glatten Muskelkontraktion und Entzündungsprozessen.
Was sind die Funktionen von Histamin im Zentralnervensystem?
Im Zentralnervensystem fungiert Histamin als Neurotransmitter und ist an der Regulation von Wach-Schlaf-Rhythmus, Kognition und Emotionen beteiligt.
Welche Rolle spielt Histamin bei allergischen Reaktionen?
Bei allergischen Reaktionen wird Histamin aus Mastzellen freigesetzt und führt über Aktivierung von H1-Rezeptoren zu typischen Symptomen wie Juckreiz, Rötung, Schwellung und Bronchospasmus.
Wie werden Histamin-Wirkungen therapeutisch beeinflusst?
Histamin-Wirkungen können durch selektive H1- oder H2-Rezeptorantagonisten gehemmt werden. Diese Wirkstoffe finden Anwendung als Antiallergika, Antihisaminika und Antazida.