Gehirndoping – was ist das eigentlich und wozu brauchen wir das? Der Verstand ist zwar ein wichtiges Instrument: Intelligenz, Gedächtnis, Vorstellungskraft sind entscheidend. Aber was haben diese Dinge mit Kraftsportarten zu tun? Schließlich spielen wir hier doch kein Schach! In Wirklichkeit können diese sogenannten „Gehirndoping-Mittel“ durchaus auch für uns Kraftsportler von Nutzen sein – nicht nur für die Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit, sondern auch für den Muskelaufbau.
Ein bisschen Intelligenz gefällig?
Vor vielen Jahren hatte ich die Gelegenheit, die Hauptstadt Aserbaidschans, das wunderbare Baku, zu besuchen. Das war noch zu Sowjetzeiten, als die russische Sprache dort dominierte. Auch die Preisschilder in den Geschäften waren auf Russisch geschrieben – manchmal fiel es einem wirklich schwer, sich das Lachen zu verkneifen. An einem dieser Preisschilder stand in großen Buchstaben: „Verstand“. Was sich dahinter verbarg, entpuppte sich als nichts anderes als Gehirn – hier offenbar ein Delikatessengericht. Dieser Preisschild hat sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt: Anscheinend kann man Intelligenz also tatsächlich kaufen!
Und das stimmt auch – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Denn mithilfe von Wunderpillen lässt sich die geistige Leistungsfähigkeit, das Gedächtnis und die Lernfähigkeit deutlich verbessern. Diese Präparate, die sogenannten Nootropika, wurden bereits 1963 entwickelt und 1972 offiziell als „Gehirndoping-Mittel“ bezeichnet. Heutzutage sind „Nootropil“ und ähnliche Präparate weit verbreitet. Studenten nutzen die gedächtnisfördernde Wirkung gerne während der Prüfungszeiten. Aber auch Menschen mit Nervenproblemen oder ständigem Stress können von der beruhigenden Wirkung profitieren. Besonders interessant ist außerdem, dass diese Substanzen die allgemeine Stressresistenz des Körpers steigern können – ein wichtiger Aspekt für uns Kraftsportler.
Muskeln wachsen davon auch!
Im ersten Moment klingt das tatsächlich ziemlich unglaubwürdig. Aber der Grund dafür ist ganz einfach: Fast alle Nootropika sind Aminosäuren, Derivate davon oder Peptide. Das heißt, sie können den Protein- und ATP-Stoffwechsel durchaus aktivieren. Natürlich sind sie in dieser Hinsicht nicht annähernd so potent wie Androgene oder anabole Steroide. Aber der Hauptvorteil der Nootropika für uns liegt sowieso woanders: Sie können die Verbindung zwischen Gehirn und Muskeln deutlich verbessern und so dafür sorgen, dass wir beim Training mehr Muskelfasern rekrutieren können. Außerdem beschleunigen sie die Erholung des Nervensystems.
Darüber hinaus senken die Nootropika den Blutzuckerspiegel und regen so die Produktion von Wachstumshormon an. Das hat auch einen fettverbrennenden Effekt. Und schließlich können sie uns dabei helfen, Übertraining zu überwinden und auch unter Sauerstoffmangel normal trainieren zu können.
Die wichtigsten Präparate
Nootropil (Piracetam): Der erste und sozusagen „klassische“ Vertreter der Nootropika. Er besitzt alle für uns nützlichen Eigenschaften wie Einfluss auf den Stoffwechsel und die Energiegewinnung in den Nervenzellen sowie Steigerung der Proteinsynthese. Eingesetzt wird er bei kognitiven Störungen, Durchblutungsstörungen, Suchtkrankheiten und mehr. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 1200-2400 mg.
Modafinil: Eines der wirksamsten Nootropika, leider in Russland nicht erhältlich. Es hat zwar keine direkte Wirkung auf Muskeln oder Blutzucker, kann aber Müdigkeit und Schläfrigkeit effektiv bekämpfen – was für uns Sportler durchaus von Nutzen sein kann. Die übliche Dosis liegt bei 100-300 mg pro Tag.
Picamilon: Eine Verbindung aus GABA und Nikotinsäure, die vor allem bei Durchblutungsstörungen, Angststörungen und Überreizbarkeit eingesetzt wird. Die Dosis beträgt 20-50 mg 2-3 Mal täglich.
Semax: Ein Nasalspray, das die Leistungsfähigkeit, das Gedächtnis und die intellektuellen Fähigkeiten verbessert sowie Stress und Ermüdung reduziert. Die empfohlene Menge sind 10-40 Tropfen pro Tag.
Neben diesen Präparaten gibt es noch eine Reihe weiterer Nootropika – die hier genannten gehören aber sicher zu den wichtigsten. Und nicht zu vergessen sind auch natürliche „Hirnschmeichler“ wie Kaffee, Tee und dunkle Schokolade!
Häufig gestellte Fragen
Was sind Nootropika?
Nootropika sind Präparate, die die kognitive Leistungsfähigkeit, wie Gedächtnis, Konzentration und Lernfähigkeit, verbessern können.
Wie wirken Nootropika auf den Körper?
Nootropika beeinflussen den Stoffwechsel und die Energiegewinnung in den Nervenzellen sowie die Neurotransmittersysteme des Gehirns. Sie können somit die Verbindung zwischen Gehirn und Muskeln verbessern und die allgemeine Stressresistenz erhöhen.
Welche Nootropika gibt es?
Zu den wichtigsten Nootropika gehören Piracetam (Nootropil), Modafinil, Picamilon und Semax. Sie unterscheiden sich in Wirkungsweise und Einsatzgebiet.
Wie hoch sind die empfohlenen Dosierungen?
Die üblichen Tagesdosierungen liegen für Piracetam bei 1200-2400 mg, für Modafinil bei 100-300 mg, für Picamilon bei 20-50 mg (2-3 Mal täglich) und für Semax bei 10-40 Tropfen.
Können Nootropika auch den Muskelaufbau unterstützen?
Ja, da viele Nootropika Aminosäuren oder Derivate davon sind, können sie den Protein- und Energiestoffwechsel anregen und so indirekt den Muskelaufbau fördern.
Gibt es auch natürliche „Hirnschmeichler“?
Ja, Kaffee, Tee und dunkle Schokolade enthalten ebenfalls hirnleistungssteigernde Substanzen wie Koffein und Theobromin.