Glutamin (Glutamine) ist eine bedingt essentielle Aminosäure, die für das effektive Muskelwachstum und die Aufrechterhaltung des Immunsystems unerlässlich ist. Glutamin ist in der Natur weit verbreitet und für den Menschen eine bedingt essentielle Aminosäure. Glutamin zirkuliert in ausreichenden Mengen im Blut und akkumuliert in den Muskeln. Glutamin ist die am häufigsten vorkommende Aminosäure im Körper, und die Muskeln bestehen zu 60% daraus, was seine weite Verwendung im Bodybuilding und in Sportnahrungsergänzungsmitteln erklärt.

Glutaminquellen in der Ernährung

Tierische Quellen: Rindfleisch, Hühnchen, Fisch, Eier, Milchprodukte.
Pflanzliche Quellen: Kohl, Rote Bete, Bohnen, Spinat, Petersilie. Eine geringe Menge an freiem L-Glutamin findet sich in Gemüsesäften und fermentierten Produkten wie Misopaste.

Wirkungen von Glutamin

– Beteiligung an der Proteinsynthese der Muskeln
– Dient als Energiequelle neben Glukose
– Hat eine antikatabole Wirkung (unterdrückt die Cortisol-Sekretion)
– Stärkt das Immunsystem
– Beschleunigt die Erholung nach dem Training und verhindert Übertraining

Kritik

In Fachzeitschriften finden sich gelegentlich Artikel, in denen die nützlichen Wirkungen von Glutamin vollständig in Frage gestellt werden. Ein bekanntes Beispiel ist der Artikel „Funktioniert das wirklich: GLUTAMIN“ in der Zeitschrift Iron World. Der Autor bringt Argumente und Studien vor, die den Nutzen von Glutamin widerlegen, ohne jedoch Quellenangaben oder Wissenschaftlernamen zu nennen. In diesem Artikel werden wir versuchen, diese Lücke zu schließen und eine Reihe unabhängiger Studien vorzustellen, die gezeigt haben, dass Glutamin im Bodybuilding wenig nützlich ist.

Studienergebnisse

Verschiedene Studien konnten keine positiven Effekte von Glutaminzusätzen auf den Muskelaufbau oder die Leistungsfähigkeit nachweisen. So zeigte eine Studie, dass die Zugabe von Glutamin zu essentiellen Aminosäuren und Kohlenhydraten bei jungen Männern nach dem Training keine Auswirkungen auf die Muskelproteinsynthese hatte. Auch die Kombination von Glutamin und Kohlenhydraten führte nicht zu einer beschleunigten Glykogensynthese nach dem Training im Vergleich zu reinen Kohlenhydraten, reduzierte jedoch den Muskelabbau. Weitere Studien kamen zu dem Schluss, dass Glutaminergänzungen während des Krafttrainings bei jungen Gesunden keine Auswirkungen auf Leistungsfähigkeit, Muskelwachstum oder Proteinsynthese haben.

Dagegen zeigten Studien mit Marathon- und Ultramarathonläufern, dass Glutaminergänzungen direkt nach dem Lauf und nochmals 2 Stunden später das Infektionsrisiko zu senken und die Aktivität der Immunzellen zu steigern scheinen. Innerhalb einer Woche nach dem Lauf erkrankten nur 19% der Läufer, die Glutamin einnahmen, während es bei der Placebogruppe 51% waren. Allerdings konnten nicht alle Studien diese Ergebnisse reproduzieren. Während einige Studien darauf hinweisen, dass Supplemente den Infektionsschutz erhöhen und das Muskelwachstum fördern können, konnten andere keine Auswirkungen auf Leistungsfähigkeit, Körperzusammensetzung oder Muskelabbau feststellen.

Fazit

Tatsächlich wurden die meisten positiven Wirkungen einer zusätzlichen Glutamineinnahme durch Studien widerlegt. Es ist wahrscheinlich, dass der menschliche Körper auch bei intensivem Bodybuilding und anderen Sportarten keinen zusätzlichen Bedarf an dieser Aminosäure hat, obwohl viele Profis aus Bodybuilding und Kraftsport Glutamin einnehmen und sehr positiv darüber berichten. Dies zeigt einmal mehr, dass Theorie und Praxis manchmal deutlich voneinander abweichen können.

Häufig gestellte Fragen

Was ist Glutamin?

Glutamin ist eine bedingt essentielle Aminosäure, die in Muskeln und Blut in großer Menge vorkommt. Sie wird aus anderen Aminosäuren (Glutaminsäure, Valin und Isoleucin) in den Muskelzellen gebildet.

Welche Wirkungen hat Glutamin?

Glutamin ist wichtig für das Zellwachstum und dient als Treibstoff für das Immunsystem. Während intensiver Trainingsperioden oder Stress sinkt der Glutaminspiegel im Blut, was das Immunsystem schwächt und das Risiko von Infektionen erhöht. Der Glutaminspiegel sinkt auch in den Muskeln, was trotz fortgesetzten Trainings zu Muskelverlust führen kann.

Brauchen Bodybuilder Glutamin?

Hersteller behaupten, dass Glutamin bei intensivem Training einen proteinschonenden Effekt hat. Die Beweise dafür sind jedoch widersprüchlich. Einige Studien zeigen, dass die Einnahme von Glutaminergänzungen unmittelbar nach intensivem Training oder Wettkämpfen wie einem Marathon zu einer schnelleren Erholung, weniger Muskelkater und einem geringeren Infektionsrisiko führen kann. Andere Studien konnten jedoch keinen Nutzen feststellen.

Wie sollte man Glutamin einnehmen?

Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 4-8 g. Am besten teilt man die Dosis auf zwei Einnahmen auf: direkt nach dem Training und vor dem Schlafengehen. Nach/während des Trainings versorgt es den erschöpften Glutaminpool, hemmt den Katabolismus und regt das Muskelwachstum an. Vor dem Schlaf kann Glutamin die Wirkung des Wachstumshormons verstärken.

Gibt es Nebenwirkungen von Glutamin?

Bisher wurden keine Nebenwirkungen von Glutamin festgestellt. In sehr hohen Dosen (über 15 g pro Einnahme) kann es jedoch zu Reizungen des Verdauungstrakts kommen. Mehr als 10 g pro Einnahme sind zudem sinnlos, da der Körper nur eine bestimmte Menge auf einmal aufnehmen kann.

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