Diese Arzneimittel führen zu einer Blockade der Erregungsweiterleitung in den vegetativen Ganglien, ohne einer Erregungsphase voranzugehen. Zu dieser Gruppe gehören Substanzen unterschiedlichster chemischer Struktur; einige Beispiele sind in Abbildung 9.6 dargestellt.
Historischer Überblick und struktur-funktionelle Zusammenhänge
Obwohl die „antinikotinische“ Wirkung des Tetraethylammoniums auf die vegetativen Ganglien erstmals 1913 von Marshall beschrieben wurde, fand dieser Verbindung lange Zeit wenig Beachtung. Erst 1946 veröffentlichten Acheson und Moe eine Arbeit mit einer ausführlichen Analyse der Wirkung des Tetraethylammoniums auf das Herz-Kreislauf-System und die vegetativen Ganglien. Quartäre Ammoniumbasen wurden unabhängig voneinander von Barlow und Ing sowie Paton und Zaimis entwickelt und untersucht. Ein typischer Vertreter dieser Verbindungen ist das Hexamethonium, das aus zwei quartären Stickstoffatomen besteht, die über eine Polymethylenkette aus 6 Kohlenstoffatomen verbunden sind (Abb. 9.6). Der Einfluss auf die Skelettmuskulatur und die M-Cholinozeptoren ist gering.
Ganglienblokkierende Wirkung besitzen auch Triethylsulfoniumverbindungen, wie z.B. Trimetaphan Camsilat (Abb. 9.6). Mitte der 1950er Jahre wurde der sekundäre Amin Mecamylamin als Antihypertonikum eingeführt.
Pharmakologische Eigenschaften
Nahezu alle Wirkungen der Ganglienblocker lassen sich aus der Richtung (Tabelle 6.1) und Ausprägung (Tabelle 9.4) des Einflusses der vegetativen Nerven auf die inneren Organe ableiten. So führt die Blockade der sympathischen Ganglien zum Wegfall des gefäßverengenden sympathischen Tonus und infolgedessen zu einer Gefäßerweiterung, Blutdrucksenkung und in manchen Fällen zu einer Verbesserung der Durchblutung bestimmter Organe.
Bei systemischer Wirkung können Ganglienblocker eine Atonie der Harnblase und des Darms, eine Akkommodationslähmung, Mundtrockenheit, verminderte Schweißsekretion und (infolge der Unterdrückung der hämodynamischen Reflexe) eine orthostatische Hypotonie auslösen. Diese Nebenwirkungen schränken den klinischen Einsatz der Ganglienblocker stark ein.
Pharmakokinetik
Die Resorption quartärer Ammonium- und Sulfoniumbasen aus dem Gastrointestinaltrakt ist unvollständig und unvorhersagbar – sowohl aufgrund der geringen Membrangängigkeit dieser Verbindungen als auch dadurch, dass sie die Darmmotilität und die Magenentleerung hemmen. Mecamylamin wird besser resorbiert, kann aber eine Darmlähmung bis hin zum paralytischen Ileus auslösen.
Nach Eintritt in den Blutkreislauf verbleiben die quartären Ammonium- und Sulfoniumbasen hauptsächlich im Extrazellularraum und werden überwiegend unverändert über die Nieren ausgeschieden. Mecamylamin reichert sich in Leber und Nieren an und wird ebenfalls unverändert, aber langsam, ausgeschieden.
Nebenwirkungen
Zu den mäßigen Nebenwirkungen der Ganglienblocker gehören Sehstörungen, Mundtrockenheit, Bindehautrötung, erschwerter Harnbeginn, verminderte Potenz, Kälteempfindlichkeit, leichte Obstipation (gelegentlich Durchfall), unangenehme Bauchempfindungen, Appetitlosigkeit, Sodbrennen, Übelkeit, Aufstoßen und bitterer Geschmack im Mund sowie erste Anzeichen von Präsynkopen, bedingt durch die orthostatische Hypotonie. Schwerwiegendere Nebenwirkungen sind eine ausgeprägte orthostatische Hypotonie mit Synkopen, paralytischer Ileus, Harnverhalt und Akkommodationslähmung.
Anwendung
Von allen jemals verwendeten Ganglienblockern werden in den USA derzeit nur Mecamylamin und Trimetaphan Camsilat eingesetzt.
Als Antihypertensiva zur Dauertherapie haben die Ganglienblocker anderen, effektiveren und sichereren Präparaten Platz gemacht. Bei hypertensiver Krise kommen in der Regel andere Medikamente zum Einsatz, obwohl gelegentlich – z.B. als erste Maßnahme zur raschen Blutdrucksenkung bei Aortendissektion, insbesondere wenn ß-Blocker kontraindiziert sind – Ganglienblocker verabreicht werden. Der Vorteil der Ganglienblocker in solchen Fällen besteht darin, dass sie nicht nur den Blutdruck, sondern auch (infolge der Beseitigung des sympathischen Tonus) die Druckanstiegsgeschwindigkeit im Bereich der Dissektion senken.
Ganglienblocker finden auch Anwendung zur kontrollierten arteriellen Hypotension in der Chirurgie: Die Blutdrucksenkung ermöglicht eine Verringerung des Blutverlusts und erleichtert Manipulationen an den Blutgefäßen.
Schließlich wird Trimetaphan Camsilat bei vegetativer Hyperreflexie eingesetzt. Dieser Zustand tritt normalerweise bei Patienten mit hoher Rückenmarksverletzung auf, bei denen die Kontrolle der spinalen sympathischen Reflexe durch die höheren Zentren fehlt und es zu periodisch auftretenden, stark reflektorischen Anstiegen des sympathischen Tonus kommt.
Häufig gestellte Fragen
Was sind Ganglienblocker?
Ganglienblocker sind Arzneimittel, die eine Blockade der Erregungsweiterleitung in den vegetativen Ganglien verursachen, ohne dass eine Erregungsphase vorausgeht.
Wie wirken Ganglienblocker?
Ganglienblocker führen zu einer Blockade der Reizübertragung in den vegetativen Nervenganglien. Dadurch wird der sympathische Tonus aufgehoben, was zu Gefäßerweiterung, Blutdrucksenkung und teilweise verbesserter Durchblutung bestimmter Organe führt.
Welche Nebenwirkungen können Ganglienblocker haben?
Mögliche Nebenwirkungen sind Sehstörungen, Mundtrockenheit, Blasenentleerungsstörungen, Potenzstörungen, Obstipation oder Durchfall, orthostatische Hypotonie bis hin zu Synkopen sowie in schweren Fällen paralytischer Ileus und Akkommodationslähmung.
Wofür werden Ganglienblocker eingesetzt?
Ganglienblocker finden Anwendung bei hypertensiver Krise, zur kontrollierten arteriellen Hypotension in der Chirurgie und bei vegetativer Hyperreflexie. Als Antihypertensiva zur Dauertherapie haben sie anderen Präparaten Platz gemacht.
Welche Ganglienblocker gibt es?
Derzeit werden in den USA hauptsächlich Mecamylamin und Trimetaphan Camsilat eingesetzt. Historisch waren auch Tetraethylammonium, quartäre Ammoniumbasen wie Hexamethonium sowie Triethylsulfoniumverbindungen von Bedeutung.