Bis 1846 waren chirurgische Eingriffe selten. Mangelnde Kenntnisse über Pathogenese und chirurgische Behandlungsmethoden, fehlende Asepsis und vor allem unzureichende Schmerzbekämpfung führten dazu, dass nur wenige Operationen durchgeführt wurden, die oft tödlich endeten. Üblicherweise wurde nur in Notfällen operiert, etwa bei offenen Knochenbrüchen oder Abszessen. Ohne zuverlässige Schmerzbekämpfung waren komplexe Operationen undenkbar.

Einige Methoden zur Schmerzlinderung bei chirurgischen Eingriffen waren seit der Antike bekannt. Der Konsum von Alkohol, Haschisch und Opium-Derivaten reduzierte die Schmerzempfindung etwas. Manchmal wurden auch physikalische Methoden wie Kühlung oder Abschnürung der Gliedmaßen eingesetzt. Bewusstlosigkeit nach Kopfverletzungen oder Arterienverschluss bot ebenfalls Schmerzfreiheit, allerdings um einen hohen Preis. Die am weitesten verbreitete Methode war die schlichte Fixierung des Patienten.

Obwohl die betäubende Wirkung von Äther und Lachgas seit langem bekannt war, fanden diese Substanzen in der Medizin keine Anwendung. Erst 1846 demonstrierte der Zahnarzt William Morton erfolgreich den Einsatz von Äther als Anästhetikum bei einer Operation am Massachusetts General Hospital in Boston. Innerhalb eines Monats verbreitete sich die neue Methode in den USA und Großbritannien.

Entwicklungen nach 1846

Äther war für die damalige Zeit fast ein ideales Anästhetikum. Es war leicht in reiner Form herzustellen, flüchtig und einfach anzuwenden. Die Wirkung war deutlich stärker als Lachgas und erforderte nur geringe Mengen, ohne den Sauerstoffgehalt zu beeinträchtigen. Äther war zudem relativ ungiftig für lebenswichtige Organe.

Als nächstes Anästhetikum kam Chloroform auf, erstmals 1847 vom schottischen Geburtshelfer James Simpson eingesetzt. Chloroform war weniger feuergefährlich als Äther, aber hepatotoxisch und beeinträchtigte das Herz-Kreislauf-System stark. Trotz hoher Mortalität wurde Chloroform über Jahrzehnte sehr verbreitet eingesetzt, vor allem in Großbritannien.

In den USA verlief die Entwicklung der Anästhesiologie nach dem anfänglichen Enthusiasmus eher schleppend. Erst nach Entdeckung der Aseptik in den 1860er Jahren nahm die Zahl und Komplexität der Operationen deutlich zu.

Moderne Anästhetika

Nach der missglückten Demonstration durch Horace Wells 1845 geriet Lachgas fast in Vergessenheit, bis es 1863 vom Showman Gardner Quincy Colton für die Chirurgie und Zahnmedizin wiederentdeckt wurde. 1868 beschrieb der Chicagoer Chirurg Edmund Andrews die Verwendung von Lachgas-Sauerstoff-Gemischen.

1929 wurde bei der Untersuchung von Propylen-Verunreinigungen zufällig die anästhesierende Wirkung des Isomers Cyclopropan entdeckt. Dieses Präparat wurde über 30 Jahre lang am häufigsten eingesetzt, bis es wegen seiner Brennbarkeit in Operationssälen mit Elektrogeräten durch einen nicht-brennbaren Nachfolger ersetzt werden musste.

Dieser wurde 1956 als Halothan eingeführt und revolutionierte die Inhalationsanästhesie. Die meisten später entwickelten Anästhetika basieren auf halogenhaltige Kohlenwasserstoffe und Ether nach dem Vorbild von Halothan.

Häufig gestellte Fragen

Wann wurden Anästhetika erstmals eingesetzt?

Vor 1846 waren chirurgische Eingriffe selten, da es an wirksamer Schmerzbekämpfung mangelte. Erst in den 1840er Jahren wurden Äther und Lachgas als Anästhetika entdeckt und eingeführt.

Wie entwickelte sich die Anästhesie nach 1846 weiter?

Äther erwies sich als fast ideales Anästhetikum jener Zeit. Später kam Chloroform auf, das trotz Risiken weit verbreitet eingesetzt wurde. In den USA verlief die Entwicklung zunächst schleppend, bis die Entdeckung der Asepsis den Fortschritt beschleunigte.

Welche modernen Anästhetika gibt es?

Nach der Wiederentdeckung von Lachgas in den 1860er Jahren und der Einführung von Cyclopropan 1929 revolutionierte Halothan ab 1956 die Inhalationsanästhesie. Die meisten heute verwendeten Anästhetika basieren auf dieser Substanzklasse.

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