Eine eigene Klasse der Diuretika – Carboanhydrase-Hemmer – wird an den beliebtesten Beispielen erläutert:

Diamox (Acetazolamid, Fonurit, Diamox), ein Derivat der Sulfanilsäure – 2-Acetylamin-1,3,4-thiadiazol-5-sulfonamid.

Pharmakokinetik

Wird gut im Verdauungstrakt resorbiert. Nach 1,5-2 Stunden reichert es sich in der Nierenrinde in einer Konzentration an, die das Plasma 2-3-fach übersteigt. Die Wirkung tritt nach 1-1,5 Stunden ein, das Maximum nach 2-4 Stunden und dauert 6-12 Stunden.
Wird hauptsächlich über die Nieren durch Sekretion im proximalen Tubulus ausgeschieden. Eliminationshalbwertszeit beträgt 100 Minuten.

Pharmakodynamik

Das Enzym Carboanhydrase spielt eine wichtige Rolle in der Nierenfunktion. In den Nierenzellen bildet es unter seinem Einfluss aus Wasser und Kohlendioxid Kohlensäure, die in H+ und HCO3- dissoziiert.

Die Carboanhydrase-Hemmer stören diese Prozesse. Die H+-Abgabe an Na+ und damit der Na+-Transport in die Zelle werden vermindert. Stattdessen wird K+ gegen resorbiertes Na+ ausgetauscht, und H+ werden zurückgehalten. Gleichzeitig kommt der Pumpmechanismus zur Na+- und HCO3–Reabsorption an der Basalmembran praktisch zum Erliegen.

Dies führt zu verminderter Na+-Reabsorption und erhöhter Ausscheidung von Na+ und Wasser. Gleichzeitig erhöhen sich die Verluste an K+ und es kommt zur Retention von H+, was eine Hypokaliämie und eine Azidose bewirkt, die die Wirkung des Präparates abschwächt. Die verminderte Bildung und Rückresorption von NaHCO3 als Bikarbonatpuffer begünstigt ebenfalls die Entstehung einer Azidose.

Anwendung

Diamox wird nicht als Diuretikum eingesetzt, da seine diuretische Wirkung deutlich hinter anderen Präparaten zurückbleibt. Acetazolamid als Carboanhydrase-Hemmer wird in wissenschaftlichen Experimenten verwendet. Diamox findet Anwendung bei Glaukom zur Senkung des Augeninnendrucks, da die Bildung des Kammerwassers unter Beteiligung der Carboanhydrase erfolgt und deren Hemmung in den Ziliarkörpern die Sekretion und den Abfluss des Kammerwassers vermindert. Auch die Bildung der Cerebrospinalflüssigkeit erfolgt unter Mitwirkung der Carboanhydrase, weshalb Diamox gelegentlich zur Senkung des Hirndrucks eingesetzt wird.

Nebenwirkungen

Bei Langzeitanwendung kann es zu Hypokaliämie kommen, so dass eine Korrektur mit Kalium-Präparaten erforderlich ist. Bei Auftreten einer Azidose muss Diamox abgesetzt und intravenös Natriumhydrogencarbonat-Lösung verabreicht werden.

Häufig gestellte Fragen

Was sind Carboanhydrase-Hemmer?

Carboanhydrase-Hemmer sind eine eigene Klasse der Diuretika, die die Funktion des Enzyms Carboanhydrase in den Nieren blockieren.

Wie wirken Carboanhydrase-Hemmer?

Carboanhydrase-Hemmer stören die Prozesse des Säure-Basen-Haushalts in den Nierenzellen, indem sie die Ausscheidung von Wasserstoffionen (H+) und die Rückresorption von Bikarbonat (HCO3-) beeinflussen. Dies führt zu einer verminderten Rückresorption von Natrium und erhöhter Ausscheidung von Natrium, Wasser und Kalium.

Welche Carboanhydrase-Hemmer gibt es?

Zu den bekanntesten Vertretern der Carboanhydrase-Hemmer gehören Acetazolamid (Handelsnamen Diamox, Fonurit) und Sulfonamid-Derivate.

Wofür werden Carboanhydrase-Hemmer eingesetzt?

Carboanhydrase-Hemmer finden vor allem Anwendung zur Senkung des Augeninnendrucks bei Glaukom sowie zur Reduktion des Hirndrucks. Als Diuretikum sind sie aufgrund ihrer geringen Wirkstärke weniger geeignet.

Welche Nebenwirkungen können Carboanhydrase-Hemmer haben?

Häufige Nebenwirkungen sind Hypokaliämie (Kaliummangelzustand) und metabolische Azidose, die eine Anpassung der Therapie erfordern können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert