Die Hyperkalzämie kann mitunter lebensbedrohlich sein, da sie zu einer Beeinträchtigung der Konzentrierungsfähigkeit der Nieren und einer starken Austrocknung führt. Es ist daher dringend erforderlich, umgehend mit einer Infusionstherapie (physiologische Kochsalzlösung, 6-8 Liter pro Tag) zu beginnen. Um eine Hypervolämie zu vermeiden, werden Mittel verordnet, die die Kalziumausscheidung verstärken, wie beispielsweise Schleifendiuretika. Diese sind jedoch alleine kontraindiziert, da sie zur Austrocknung beitragen und die Hyperkalzämie verschlimmern können.
In Fällen, in denen die Hyperkalzämie auf Erkrankungen wie Sarkoidose, Lymphom oder Vitamin-D-Überdosierung zurückzuführen ist, können hochdosierte Glukokortikoide (z.B. 40-80 mg Prednison pro Tag) eingesetzt werden. Glukokortikoide wirken jedoch langsam – der Kalziumspiegel im Plasma beginnt erst nach 1-2 Wochen zu sinken.
Zur Behandlung der Hyperkalzämie kann auch Calcitonin verwendet werden, das gezielt auf die Osteoklasten wirkt und die Knochenresorption hemmt. Der Kalziumspiegel sinkt dabei recht schnell, doch nach einigen Tagen lässt die Wirkung des Hormons üblicherweise nach. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 4 IE/kg alle 12 Stunden. Zeigt sich in den ersten 1-2 Tagen kein Effekt, kann die Dosis auf 8 IE/kg alle 12 Stunden erhöht werden. Wenn auch dann noch keine ausreichende Wirkung eintritt, kann die Dosis bis maximal 8 IE/kg alle 6 Stunden gesteigert werden.
Der zytotoxische Antibiotika Plicamycin senkt ebenfalls die Plasma-Kalziumkonzentration, indem er die Knochenresorption hemmt. Die Verabreichung relativ geringer Dosen dieses Antibiotikums (15-25 μg/kg), bei denen die Nebenwirkungen minimal sind, führt innerhalb von 24-48 Stunden zu einem Absinken des Kalziumspiegels.
Bei Hyperkalzämie hat sich auch die intravenöse Gabe von Bisphosphonaten (Natrium-Etidronat, Natrium-Pamidronat) als sehr wirksam erwiesen. Diese Substanzen hemmen die Aktivität der Osteoklasten stark. Bei oraler Einnahme ist ihre Wirkung dagegen schwächer. Natrium-Pamidronat wird als Infusion über 4-24 Stunden in einer Dosis von 60-90 mg verabreicht. Unter Verwendung von Bisphosphonaten verschwindet die Hyperkalzämie nach wenigen Tagen, und die Wirkung hält gewöhnlich mehrere Wochen an.
Ein weiterer potenter Inhibitor der Knochenresorption, der für die Behandlung der paraneoplastischen Hyperkalzämie empfohlen wurde, ist Galliumnitrat. Seiner breiten Anwendung steht jedoch die Nephrotoxizität entgegen, weshalb Galliumnitrat in den USA nicht eingesetzt wird.
Die orale Einnahme von Natriumphosphat kann die Konzentration von ionisiertem Kalzium im Plasma senken und die Hyperkalzämie bei einigen Patienten mit Hyperparathyreoidismus vorübergehend beseitigen. Dabei ist jedoch das Risiko der Ablagerung von Kalziumphosphaten in den Weichteilen zu berücksichtigen. Da andere zuverlässige Mittel zur Verfügung stehen, kann die intravenöse Gabe von Natriumphosphat zur Behandlung der Hyperkalzämie nicht empfohlen werden.
EDTA (Dinatriumsalz) bildet mit Ca2+ lösliche Chelatkomplexe. Dieses Präparat hat heute nur noch historische Bedeutung, da es bei Hyperkalzämie nicht mehr angewendet wird. Die Bildung der Chelatkomplexe geht mit einem raschen Absinken der Konzentration an ionisiertem Kalzium im Plasma einher, was mit einem hohen Risiko für Schädigungen von Herz, Nieren und Zentralnervensystem verbunden ist. EDTA (in Form des Kalzium-Dinatriumsalzes) wird jedoch immer noch bei Vergiftungen mit Schwermetallen eingesetzt.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Hyperkalzämie?
Hyperkalzämie bezeichnet einen zu hohen Kalziumspiegel im Blut.
Welche Ursachen gibt es für Hyperkalzämie?
Hyperkalzämie kann bei verschiedenen Erkrankungen auftreten, wie z.B. Sarkoidose, Lymphom oder Vitamin-D-Überdosierung.
Wie kann Hyperkalzämie behandelt werden?
Zur Behandlung der Hyperkalzämie kommen unter anderem Infusionstherapie, Glukokortikoide, Calcitonin, Bisphosphonate und Natriumphosphat zum Einsatz.
Welche Risiken gibt es bei der Behandlung?
Bei der Behandlung mit EDTA besteht ein hohes Risiko für Schädigungen von Herz, Nieren und Zentralnervensystem.
Wie wirken die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten?
Infusionstherapie, Glukokortikoide und Calcitonin wirken relativ schnell, während Bisphosphonate den Kalziumspiegel über mehrere Wochen senken können.