Anatomie des Bodybuildings

Für ein bewusstes Bodybuilding-Training sind vor allem Kenntnisse über den Aufbau (Anatomie) des Skelett-Muskelsystems erforderlich. Der Mensch hat etwa 600 Skelettmuskeln. Sie bestehen aus einzelnen Fasern, deren Durchmesser zwischen 9 und 150 Mikrometer und deren Länge zwischen 1 und 45 Millimeter (manche Fasern erreichen sogar 12 Zentimeter) variiert. Diese Fasern sind von einer Hülle umgeben, in der sich zahlreiche (bis zu 100) kontraktile Fäden – Myofibrillen – befinden.

Die Muskeln ermöglichen dem Menschen schnelle, kräftige und fein abgestimmte Bewegungen. Sie sind ein hervorragendes Dämpfungsmaterial, eine Art lebendige Rüstung.

Wenn das Bodybuilding-Training methodisch korrekt durchgeführt wird, entwickelt sich das Bewegungsapparat harmonisch und stimuliert gleichzeitig die Aktivität anderer Körpersysteme (Nervensystem, Endokrinium, Verdauungssystem usw.). Treten jedoch Überlastungen und Übertraining auf, können verschiedene pathologische Veränderungen im Körper des Bodybuilders auftreten, bis hin zu schweren Erkrankungen.

Die Erforschung der Funktionen und der Struktur der Muskeln ermöglicht es, die Technik der Übungsausführung besser zu beherrschen und den Inhalt und die Bedeutung verschiedener Trainingssysteme zu verstehen. Es ist erforderlich, die Übungen individuell für die Entwicklung der jeweiligen Muskelgruppen auszuwählen und seinen eigenen Weg der körperlichen Perfektion zu finden.

Halsmuskeln

Von großer Bedeutung für die vollständige, harmonische Entwicklung der Muskulatur sind auch die Halsmuskeln. Leider werden sie von den Athleten während des Trainings oft vernachlässigt. Der Hauptmuskel des Halses ist der Kopfnicker, der den Kopf neigt, dreht und beim Anheben des Brustkorbs hilft. Die Zackenmuskeln liegen tief im Hals und sind in vordere, mittlere und hintere Anteile gegliedert. Sie beteiligen sich an den Bewegungen der Wirbelsäule und heben den Brustkorb beim Atmen an.

Schultermuskeln

Unter den Schultermuskeln verleiht der deltoideus der Schulter eine abgerundete, vollendete Form. Er besteht aus vorderen, mittleren und hinteren Bündeln. Der vordere Teil des Deltamuskel hebt den Arm nach vorn, rotiert ihn nach innen. Der mittlere Teil bewegt den Arm seitwärts, hilft beim Anheben nach vorn und oben. Der hintere Teil bewegt den Arm nach oben hinten und rotiert ihn nach außen.

Brustmuskeln

Unter den Brustmuskeln ist der symmetrisch entwickelte große Brustmuskel, der den Arm zum Körper führt und ihn nach innen dreht, sowie der vordere Sägemuskel, der durch Drehung des Schulterblatts dieses vom Rückgrat weg bewegt und den Arm über den Kopf hebt, von Hauptbedeutung. Unter dem großen Brustmuskel befindet sich der kleine Brustmuskel, der den Arm aus der erhobenen Position zum Körper führt. Die Zwischenrippenmuskulatur befindet sich an und zwischen den Rippen und ist am Atmen beteiligt.

Rückenmuskeln

Große Aufmerksamkeit erfordern auch die Rückenmuskeln, die ebenfalls zur Schaffung einer eindrucksvollen athletischen Figur beitragen. Der Trapezmuskel hebt, dreht und nähert die Schulterblätter an, neigt den Kopf nach hinten. Der breite Rückenmuskel führt den Arm zum Körper, dreht ihn nach innen, neigt den Rumpf zur Seite und ist an den Bewegungen des gesamten Schultergürtels beteiligt, verleiht dem Oberkörper eine kegelförmige Form. Die langen, entlang der Wirbelsäule verlaufenden Muskeln strecken, drehen und neigen den Rumpf seitlich.

Bauchmuskeln

Gut entwickelte Bauchmuskeln verleihen der Figur Schlankheit, Straffheit und betonen die Taille. Aber ihre Bedeutung geht darüber hinaus. Der kräftige Muskelkorsett hält die inneren Organe in der richtigen Position und unterstützt die Darmperistaltik.

Die gerade Bauchmusckel beugt den Oberkörper, zieht die Beine zum Brustkorb. Die schrägen Bauchmuskeln neigen und drehen den Rumpf. Die entwickelten Bauchmuskeln müssen zusammen mit anderen Muskeln, die die Bauchhöhle umgeben, den inneren Beckenmuskeln und dem Zwerchfell trainiert werden.

Armmuskeln

Gut entwickelte Armmuskeln verschönern den Athleten. Der zweiköpfige Oberarmmuskel – der Bizeps – beugt den Arm im Ellbogengelenk, ist an der Abduktion und Adduktion des Armes sowie der Supination beteiligt. Der dreiköpfige Oberarmmuskel – der Trizeps – streckt den Arm im Ellbogengelenk und abduciert ihn nach hinten. Die Unterarmmuskeln (Beuger und Strecker der Finger) führen im Wesentlichen alle Bewegungen der Hand und der Finger aus.

Beinmuskeln

Auf die Beinmuskeln entfallen etwa 50% der gesamten Muskelmasse des Menschen. Von ihrer Entwicklung hängt weitgehend die athletische Schönheit des Sportlers ab. Der vierköpfige Oberschenkelmuskel – der Quadrizeps – streckt das Bein im Kniegelenk, beugt es im Hüftgelenk, rotiert es nach außen und innen. Der große Gesäßmuskel streckt das Bein im Hüftgelenk und rotiert den Oberschenkel nach außen. Der zweiköpfige Oberschenkelmuskel – der Bizeps femoris – beugt das Bein im Kniegelenk, rotiert es nach außen, streckt es im Hüftgelenk. Die Wadenmuskeln beugen den Fuß und sind an der Beugung des Beins im Kniegelenk beteiligt.

Isoliert kontrahiert sich ein Muskel äußerst selten: Normalerweise sind an einer Kraftarbeit mehrere Muskeln, manchmal sogar Dutzende, beteiligt. Durch Veränderung der Körperposition, der Bewegungsstruktur und den Einsatz verschiedener Sportgeräte kann man jedoch die Anstrengungen auf bestimmte Muskeln (oder Muskelgruppen) konzentrieren und so bei Bedarf Bedingungen für deren vorrangiges Wachstum schaffen.