Anaerobe Schwelle

Die anaerobe Schwelle ist die maximale Leistung, bei der sich die Laktatkonzentration im Blut in einem stabilen Zustand (Steady State) befindet. Das Konzept der anaeroben Schwelle entstand 1961 und wird bis heute weiterentwickelt. In der Fachliteratur gibt es viele Definitionen der anaeroben Schwelle. Wir betrachten sie als jene Leistung bei zyklischen Belastungen, bei der noch ein stabiler Zustand erhalten bleibt. Unter stabilem Zustand ist hier ein dynamisches Gleichgewicht gemeint, bei dem die Laktatbildungsrate in den arbeitenden Muskeln der Laktatabbaurate in den Geweben entspricht, ohne dass sich die Gesamtkonzentration signifikant ändert.

Bei Erreichen der anaeroben Schwelle zeigt sich eine Reihe spezifischer Reaktionen des Körpers auf die körperliche Belastung, wie ein überproportionaler Anstieg des Atemminutenvolumens und eine Abflachung des Herzfrequenzanstiegs (Plateauphase). Genau bei dieser Belastung kommt neben der aeroben auch die anaerobe Energiebereitstellung zum Tragen.

Die Höhe der anaeroben Schwelle ist individuell, daher gibt es keinen allgemeingültigen Wert dafür. Als Faustregel lässt sich jedoch sagen, dass ausdauertrainierte Sportler eine höhere anaerobe Schwelle aufweisen als andere. Durch Ausdauertraining verbessert sich die Laktatverwertung, sodass bei gleicher Belastung die Laktatkonzentration bei Trainierten niedriger ist.

Zur Bestimmung der anaeroben Schwelle werden viele verschiedene Tests eingesetzt, und die Suche nach dem besten Test geht weiter. Dafür werden Belastungstests mit zunehmender Intensität durchgeführt, bei denen die Laktatkonzentration im Plasma, die Lungenlüftung, der Respiratorische Quotient, andere Gasaustauschparameter, Herzleistungsparameter und vieles mehr gemessen werden.

Training der anaeroben Schwelle

Das Training der anaeroben Schwelle zielt auf eine Belastungsintensität ab, bei der die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Milchsäure im Blut der Eliminationsgeschwindigkeit entspricht (4 bis 6 Millimol). Ziel des Trainings in diesem Bereich ist es, die Intensität zu steigern, bei der ein Wert von 4 Millimol erreicht wird (d.h. die Anhebung der anaeroben Schwelle), damit der Athlet die Belastungsintensität ohne übermäßige Milchsäureakkumulation aufrechterhalten kann.

Während dieses Trainings werden kürzere Wiederholungen von einer bis sechs Minuten Dauer mit einer maximalen Sauerstoffaufnahme im Bereich von 85-90 Prozent, einer maximalen Herzfrequenz im Bereich von 92-96 Prozent und etwas längeren Erholungspausen zwischen den Serien (Belastungs-Erholungs-Verhältnis 1:0,5 und 1:1) eingesetzt. Dadurch wird der anaerobe Stoffwechsel stimuliert, ohne dass es zu einem erheblichen Anstieg der Milchsäureproduktion kommt. Diese Wirkung kann auch durch längere Wiederholungen, wie z.B. 5 bis 7 Wiederholungen von 8 bis 15 Minuten Dauer mit 80-85 Prozent maximaler Sauerstoffaufnahme, 87-92 Prozent maximaler Herzfrequenz und einem Belastungs-Erholungs-Verhältnis von 1:0,3 und 1:0,5, erreicht werden.