Der richtige Einsatz eines Antibiotikums erfordert vom Arzt klinisches Denkvermögen und tiefes Wissen in den Bereichen Pharmakologie und Mikrobiologie. Leider werden diese Präparate oft unreflektiert verschrieben, ohne deren pharmakologische Eigenschaften und den vermuteten Erreger zu berücksichtigen. Es gibt drei Hauptarten der Antibiotikatherapie: die empirische, die gezielt gegen einen bestimmten Erreger gerichtete und die vorbeugende Therapie.

Die empirische Therapie muss sich gegen alle wahrscheinlichen Erreger richten, weshalb meist eine Kombination von Antibiotika oder eine Monotherapie mit einem Breitspektrumpräparat verwendet wird. Sobald der Erreger identifiziert ist, wechselt man zu einem Präparat mit schmalerer Wirkung und minimalen Nebenwirkungen.

Bevor eine antibiotische Therapie begonnen wird, muss zunächst sichergestellt werden, dass sie überhaupt notwendig ist. Viele Ärzte sehen jedes Fieber als Anzeichen einer Infektion an und verschreiben automatisch Antibiotika, ohne weitere Untersuchungen durchzuführen. Diese Vorgehensweise ist nicht nur unzweckmäßig, sondern auch gefährlich. Die Gabe von Antibiotika vor einer Probenentnahme erschwert die Diagnosestellung. Außerdem können sie schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen und bei unangemessener Anwendung zur Selektion resistenter Stämme beitragen.

Bestimmung der Empfindlichkeit des Erregers gegenüber Antibiotika

Unterschiedliche Stämme einer Bakterienart können in ihrer Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika stark variieren. Daher ist es für die richtige Wahl des Präparats notwendig, die Empfindlichkeit des Erregers zu bestimmen. Dafür stehen mehrere Methoden zur Verfügung, wie der Agardiffusionstest und die Methode der seriellen Verdünnungen.

Pharmakokinetik

Die in-vitro-Aktivität eines Antibiotikums ist zwar sehr wichtig, lässt aber nur begrenzt Rückschlüsse auf seine Wirksamkeit in der Behandlung zu. Ebenso entscheidend sind die pharmakokinetischen Eigenschaften des Präparats und die Besonderheiten des Organismus, von denen abhängt, ob im Infektionsherd eine ausreichende bakteriostatische oder bakterizide Konzentration erreicht wird, ohne schwerwiegende Nebenwirkungen zu verursachen.

Besonderheiten des Patienten

Individuelle Patientenmerkmale bestimmen nicht nur die Wahl des Antibiotikums, Dosis und Verabreichungsweg, sondern auch die Wirksamkeit der Therapie und die Wahrscheinlichkeit sowie Art von Nebenwirkungen.

Der Zustand des zellulären und humoralen Immunsystems ist ein entscheidender Faktor für den Therapieerfolg. Bei Immundefekten kann selbst eine fachgerecht durchgeführte Antibiotikatherapie erfolglos bleiben. Auch lokale Faktoren im Infektionsherd, wie Eiterbildung, können die Wirksamkeit der Präparate beeinflussen.

Häufig gestellte Fragen

Wann ist eine antibiotische Therapie notwendig?

Eine antibiotische Therapie ist nur dann gerechtfertigt, wenn eine bakterielle Infektion vorliegt. Viele Ärzte verschreiben Antibiotika vorschnell bei Symptomen wie Fieber, ohne eine bakterielle Infektion sicher nachgewiesen zu haben. Dies ist nicht nur ineffektiv, sondern auch mit Risiken verbunden.

Wie wird die Empfindlichkeit des Erregers gegenüber Antibiotika bestimmt?

Es gibt verschiedene Methoden, um die Empfindlichkeit eines Bakterienstamms gegenüber Antibiotika zu testen, wie den Agardiffusionstest und die Methode der seriellen Verdünnungen. Dadurch kann der am besten geeignete Wirkstoff ausgewählt werden.

Worauf muss bei der Pharmakokinetik von Antibiotika geachtet werden?

Neben der in-vitro-Aktivität des Antibiotikums ist es entscheidend, dass die Konzentration im Infektionsherd hoch genug ist, um eine bakteriostatische oder bakterizide Wirkung zu entfalten. Dabei spielen Faktoren wie Verteilung, Bindung an Proteine und Elimination eine wichtige Rolle.

Wie beeinflussen Patientenmerkmale die Antibiotikatherapie?

Der Zustand des Immunsystems, lokale Faktoren im Infektionsherd und individuelle Unterschiede in Metabolismus und Empfindlichkeit können die Wirksamkeit der Antibiotikatherapie und das Risiko für Nebenwirkungen entscheidend beeinflussen. Daher müssen diese Aspekte bei der Therapieplanung berücksichtigt werden.

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